Da unsere ersten Fahrten nach der Betriebseröffnung gezeigt haben, daß 2 Personenwagen für den Fahrgastandrang nicht ausreichten, gingen wir Ende 2001 an die Aufarbeitung des HMB 5.
Mitte November wurde der Wagen, wie man so schön sagt, 'auf die Böcke'
genommen, soll heißen, wir haben ihn nach dem abmontieren des
Bremsgestänges mit Hilfe unserer Hebewinden von den Drehgestellen
gehoben. Dann wurden die Drehgestelle komplett zerlegt und zuerst mal von
jahrzehnte altem Schmutz, vor allem Bremsstaub und Fett, befreit, und zum
Sandstrahlen zu Voith nach Heidenheim gebracht. Den Transport hat
freundlicherweise ein örtlicher Bauunternehmer übernommen.
Natürlich hätten wir die Drehgestelle auch mit Flex und
Topfdrahtbürsten entrosten können, aber das hätte erstens
lange gedauert, zweitens wäre das Ergebnis nicht so gut geworden wie
auf einer professionellen Sandstrahlanlage und drittens können wir
uns ja noch am Rahmen des Wagenkastens austoben. Da kam uns das Angebot
der Firma Voith gerade recht. Also die Drehgestelle rein in die Anlage,
und auf der anderen Seite kamen sie schon fertig lackiert wieder raus.
Vielen Dank.
Doch bis der Wagen einsatzbereit war, war noch viel zu tun. Da wir (noch) keine Halle hatten, konnte die Instandsetzung des Aufbaus erst im Frühjahr 2002 beginnen. Über den Winter waren die Arbeiten auf den Fahrzeugrahmen und einige Vorarbeiten im Inneren beschränkt, die ein Öffnen des Aufbaus nicht erforderlich machten.
Über die Wintermonate hat sich einiges am Fahrgestell des HMB 5 getan. Da der zum Teil über einen halben Meter hoch liegende Schnee die Gleisbaumannschaft in die Werkstatt getrieben hat, waren zeitweise einige Personen mehr als geplant an der Aufarbeitung der Drehgestellteile und des Fahrzeugrahmens beteiligt.
Die Aufarbeitung beschränkte sich aber nicht nur auf Entrosten und
Lackieren, vor allem die Bremsanlage mußte genau geprüft und
instandgesetzt werden. So wurden einige Bremsleitungen und Absperrhähne
ersetzt, das Steuerventil aufgearbeitet und geprüft.Der
Druckluftkessel mußte. gegen einen größeren und
zertifizierten ausgetauscht werden.
Aber auch die Radlager erfuhren eine besondere Behandlung. Die Überprüfung
der Lagerschalen hat glücklicherweise keine Probleme zu Tage gefördert,
aber die Schmierpolster waren verschlissen und wir mußten Neue nähen.
Ansonsten hätten wir später mal einen Heissläufer riskiert.
Der Wagen HMB 5 wurde vor dem Lokschuppen aufgebockt, um die Drehgestelle zur Aufarbeitung herauszunehmen und um den Fahrzeugrahmen und die Bremsanlage in einigermassen erträglicher Arbeitshaltung bearbeiten zu können. |
Hier wird gerade der Bremszylinder mit der rotierenden Drahtbürste vom jahrealten Schmutz und Rost befreit. Der Rahmen ist bereits zum Teil entrostet und grundiert. |
Das erste Drehgestell wurde hier wieder zusammengebaut, es finden gerade die letzten Arbeiten an den Bremsen statt. |
Sauber entrostet, frisch lackiert und mit neuen Bremsklötzen versehen sah das Drehgestell wieder fast fabrikneu aus. |
Nachdem wieder ein Stück des Rahmen mit dem Druckluftnadler und Topfdrahtbürsten sauber gemacht wurde, wurde es kurz vor Feierabend noch grundiert, damit es nicht gleich wieder zu rosten anfängt. |
Am anderen Ende des Wagens wurde zur gleichen Zeit der Rahmen schon lackiert. Gut zu sehen ist hier die Aufnahme für die Kupplung, die aber erst montiert werden konnte, als der Wagen wieder auf seinen Rädern stand. |
Als der Wagen wieder auf seinen Drehgestellen stand konnte die erste Zug- und Stossvorrichtung montiert werden. Glücklicherweise konnte der Gelenkzughaken an der vorhandenen Kupplungsaufnahme aufgehängt werden, so daß aufwändige Umbauarbeiten nicht anfielen. |
An dieser Seite haben auch die ersten Arbeiten am Wagenkasten
begonnen. Nach dem Entfernen der Frontverkleidung der Plattform und der
abgängigen Bodenbretter konnte der Rahmen auch von oben entrostet,
grundiert und lackiert werden. Nachdem die Frontbleche des Wagenkastens entfernt wurden, zeigte sich zum ersten Mal der Zustand der hölzernen Fachwerkkonstruktion. Zumindest dieser Teil war noch einwandfrei, das Holz gesund und ohne Risse oder Faulstellen. Die Trittbretthalter und die erste provisorische Dachstütze der zukünftig offenen Plattform sind schon wieder montiert. |
Auch auf der anderen Seite waren jetzt die Zug- und Stossvorrichtungen montiert. Weiterhin wurde die alte, undichte Dachhaut entfernt und das Dach mit Teerpappe neu beschichtet. Obwohl die alte Dachhaut an einigen Stellen undicht war, mussten nur die Bretter an den Dachkanten erneuert werden, der Rest des Daches war noch in einem guten Zustand.
Etwas weniger gut präsentierte sich das Fachwerk an der Verbindung
zum Grundrahmen, als wir die erste Blechtafel der Aussenverkleidung
abnahmen. Durch die kleinen Fenster, die in früheren Zeiten mal zu öffnen
waren, ist Wasser in den Wagen gelaufen. Normalerweise ist das kein
Problem, da sich unter den Fenstern extra Ablaufrinnen aus Blech befinden,
die das Wasser auffangen und durch Röhrchen wieder aus dem
Wagenkasten leiten. Aber dazu müssen diese Rinnen und die Röhrchen
auch regelmässig gereinigt werden, was wohl schon bei der OEG nicht
gemacht wurde. Wir fanden Fahrkarten aus dem Jahr 1968 !! in den
Rinnen.
Das führte dazu, daß das Wasser nicht mehr ablaufen konnten und
sich seinen Weg über den hölzernen Grundrahmen nach aussen
suchte. In der Folge wies dieser nun einige Faulstellen an der Verbindung
zu den Ständern des Fachwerks auf. Glücklicherweise hielten sich
diese Faulstellen in Grenzen und schwächen den Rahmen nicht
sonderlich. Arbeit machen sie dennoch, denn das gesamte, nicht mehr tragfähige
Holz mußte ausgestemmt und durch eingesetzte Eichenbrettchen ersetzt
werden.
Die erste Plattform ließ schon wieder erahnen, wie sie später
mal aussehen soll, als die neuen Bodenbretter und die neue Verblechung der
Stirnwand montiert waren.
Im Innenraum hatte sich auch schon einiges getan. Im halben Wagen wurde
der eigentlich für alte Strassenbahnwagen typische Lattenrost von den
Fußbodenbrettern entfernt, die Sitzbänke ausgebaut und die
Innenverkleidung geöffnet, um von allen Seiten an die tragenden Teile
des Aufbaus zu kommen und natürlich um die Inneneinrichtung
aufarbeiten zu können.
Das erste Blech der Platformverkleidung ist hier montiert. Damit bekam der Wagen nun so langsam sein Gesicht. Die Stirnwand des Wagenkastens ist schon in der zukünftigen Wagenfarbe lackiert. Die Platformverkleidung ist hier erst grundiert und wurde später schwarz. |
Über den Sommer wurde die gesamte, auf der Lokschuppenseite
gelegene, Längsseite hergerichtet und neu verblecht. Die
Fensterteilung wurde durch den Einbau von Zwischenpfosten geändert,
so daß es nur noch kleine Fenster gibt, wie sie bei der Härtsfeldbahnausführung
der Herbrandtwagen üblich waren.
Die Wasserablaufrinnen unter den zu öffnenden Fenstern wurden aus
Kupferblech neu gefertigt und eingebaut.
An der zweiten Längsseite haben die Ausbesserungsarbeiten am Aufbau ebenfalls begonnen.
© Ernst Schwarz, aufgenommen am 21.9.2003 |
Auch im Wageninnern hat sich viel getan. In einer Wagenhälfte wurden die Dachbretter abgeschliffen, ebenso die Verkleidungen der Stirnwände und der Abteiltrennwand. Dabei mussten einige Teile neu angefertigt werden, ebenso die Seitenwandverkleidung auf einer Seite. Auf dem Bild sind alle Holzteile grundiert, ihre endgültige Farbe bekamen sie erst später. |
Für die Wagenbeleuchtung wurden neue Kabel in die Kabelkanäle eingezogen, da die Isolation der alten Kabel nicht mehr sehr vertrauenswürdig aussah. Schliesslich wollen wir keinen Kabelbrand riskieren. | © Ernst Schwarz, aufgenommen am 21.9.2003 |