August 2000


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LESERBRIEFE

Lange Strecke

Zum Möglinger Nein zur Bahnre-
aktivierung schreibt aus Mark-
gröninger Sicht LKZ-Leser Til-
mann Wolf:

Vorbildlich sorgen die Möglinger
Verwaltung und der Möglinger Ge-
meinderat für ihre Bürger. 70000
Mark pro Jahr ist der Gemeinde ei-
ne bessere Versorgung mit öffentli-
chem Nahverkehr, als dies das
Landratsamt vorsehen würde, wert.
So war es zu lesen.
Leider gibt es selten nur Licht oh-
ne Schatten: Was für die Möglinger
Bürger eine Haltestelle in unmittel-
barer Nähe zur Wohnungstür ist,
bedeutet für die Fahrgaste, die wei-
terreisen, einen spürbaren Nacht-
eil: Für die zirka einen Kilometer
lange Strecke zwischen Ortseingang
und Ortsausgang fährt der Bus ei-
nen etwa drei Kilometer langen
Kurs, bedient etwa sechs Haltestel-
len und ist zehn Minuten unter-
wegs. Das ist eine durchschnittliche
Reisegeschwindigkeit bezogen auf
den geraden Weg durch Möglingen
von kaum mehr als Schrittge-
schwindigkeit. Wahrlich kein Ange-
bot, das dazu geeignet ist, Markgrö-
ninger Bürger für eine Busfahrt
über Möglingen nach Ludwigsburg
zu begeistern.
Nachdem die Bahnlinie Möglin-
gen auf einem nahezu idealen Weg
mit einer minimalen Fahrzeit bei
trotzdem guter Erschließung alle
Ortsteile durchquert, verschieben
sich die Gesichtspunkte deutlich, je
nachdem, ob man nur den Möglin-
ger Aspekt oder auch übergeordne-
te regionale Aspekte betrachtet! Die
Blickweite vom Kirchturm ist zu
kurz, um die regional richtige Ent-
scheidung zu finden.

 

Copyright © LKZ 05.08.2000

"Bahnprojekt totgeredet"

Grünenkritik an Möglinger Entscheidung gegen die Schiene

LUDWIGSBURG. Die Grünenfraktion
im Ludwigsburger Gemeinderat kriti-
siert die Mehrheitsentscheidung des
Möglinger Gemeinderats gegen die Re-
aktivierung der Bahnstrecke Ludwigs-
burg-Markgröningen. Die Nachbarn
hätten den Zug der Zeit nicht erkannt.


Von Manfred Bornemann

Wie berichtet, hat der Möglinger Gemeinde-
rat vor der Sommerpause das Signal für die
Reaktivierung der Bahnstrecke Ludwigsburg
-Markgröningen auf Rotlicht gestellt: Die
10 000 Einwohner zählende Gemeinde be-
fürchtet mehr Nachteile als Vorteile, vor
allem die Ausdünnung des Busangebots und
der Bushaltestellen, wenn der Zug am Bahn-
hof und am Wohngebiet Löscher halte. Aus

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Copyright © STZ 08.08.2000

Bei Nebenbahn hat Landrat schlechte Karten

Reaktivierung der Strecke Ludwigsburg-Markgröningen höchstens durch Region

(bä) - Landrat Dr. Rainer Haas
wird sich von seinen Planen verab-
schieden müssen, die Reaktivie-
rung der Bahnstrecke zwischen
Ludwigsburg und Markgröningen
in Kreis-Regie realisieren zu kön-
nen. Sollten irgendwann Perso-
nenzpge rollen, dann in der Träger-
schaft der Region Stuttgart.

Wie eine Umfrage der LKZ bei
den Kreistagsfraktionen ergab, ver-
suchen die Grünen, eine breite
Mehrheit für eine Übertragung die-
ser Zuständigkeit, an die Region zu-
sammenzubringen. Sie setzen da-
bei auf SPD und FWV. Die CDU als
stärkste Fraktion lehnt sowohl ei-
nen Kompetenzwechsel ab als auch
die Reaktivierung der Bahnstrecke.
Seit der Novellierung des Geset-
zes über den Verband Region Stutt-
gart durch den Landtag kann diese
Planungsinstanz "regional bedeut-
same" Schienenverkehre, bei denen
Start und Ziel in der Region liegen,
übernehmen. Freilich: Ob diese Ne-
benstrecke nach Markgröningen re-
gional von Gewicht ist, darüber ge-
hen die Meinungen auseinander.
In einem sind sich die Grünen als
die strikten Befürworter der Wie-
derbelebung dieser Schienenver-
bindung mit der CDU als ihrem Wi-
derpart und der SPD einig: Noch im
Jahr 2000 soll der Kreistag eine end-

gültige Entscheidung treffen - nach
sechs Jahren Diskussion und zwei,
für die Reaktivierungspläne positi-
ven Gutachten. Das Projekt erfor-
dert mehr als 25 Millionen Mark für
Investitionen; es wird mit einem
jährlichen Defizit von 1,2 Millionen
Mark gerechnet. Möglingens Ge-
meinderat lehnte die Maßnahme
jüngst zum jetzigen Zeitpunkt und
bei den bekannten Bedingungen
ab. Die Grüinen halten ein Nein aus
Ludwigsburg auch nicht mehr für
ausgeschlossen.
"Bei der Förderung des Nahver-
kehrs sind wir am Ende der Fah-
nenstange angekommen", sagte
CDU-Kreisrat Adolf Allmendinger.
Schon jetzt koste der Nahverkehr
den Landkreis jährlich mehr als 35
Millionen Mark. "Zusätzliche Mittel
kann es bei der Höhe unserer Kreis-
umlage nicht geben." Deshalb leh-
ne die Union die Reaktivierung die-
ser Bahnstrecke ab. Eine Verlage-
rung auf die Region bringe nichts:
"Dort müssten wir über die Umlage
wieder mitbezahlen." Bedenken
außerte auch FDP-Fraktionsvorsit-
zender Johann Heer gegen das Vor-
haben: auch der hohen Kosten und
der von den Anwohnern befürchte-
ten Lärmbelästigung wegen..
Politisch für sinnvoll hält SPD-
Fraktionsvorsitzender Siegbert Hö-
rer die Wiederaufnahme des Perso-
nenzugbetriebes auf der Strecke.
Mit der Möglinger Entscheidung sei
das Thema nicht erledigt, sagte er
der LKZ. Er plädiert für die Übertra-
gung des Projektes auf die Region.
Der Kreis werde sich aber dabei
nicht aus der finanziellen Verant-
wortung ziehen können.
Auf einer Linie mit Hörer liegt
Grünen-Fraktionschef Daniel Ren-
konen. "Entweder wird die Region
zuständig oder wir lassen es ganz
bleiben." Denn eine Trägerschaft
durch den Kreis scheide aus, weil
Möglingen nicht mitspiele. Renko-
nen sagte, der Landrat habe sich in
eine Sackgasse manövriert: Haas sei
gegen die Übertragung auf die Re-
gion, erreiche aber nicht die von
ihm als Bedingung genannte Einig-
keit mit den drei Kommunen an der
Strecke als Voraussetzung für die
Realisierung durch den Kreis.
FWV-Fraktionsvorsitzender Rai-
ner Gessler ist als Markgröninger
entschieden für die Reaktivierung,
doch seine Fraktion hat sich noch
nicht entschieden, wie Gessler-Vize
Karl-Heinz Balzer sagte. Er lehne ei-
ne Beteiligung des Landkreises am
Betriebskostendefizit ab. Balzer
weiter: Wenn die Nebenbahn als re-
gional bedeutsam eingestuft und
von der Region übernommen wird,
bietet Remseck seine Stadtbahn
auch der Region an.

Copyright © LKZ 08.08.2000

"Bahnbetrieb ausschreiben"

Angebote für die Nebenstrecke einholen

(bä) - Für eine Reaktvierung der
Nebenbahn zwischen Ludwigs-
burg und Markgröningen machen
sich der Bund für Umwelt und Na-
turschutz im Landkreis sowie die
Grünen-Gemeinderatsfraktion in
Ludwigsburg stark.

Dabei fordert der Bund für Um-
welt und Naturschutz, ohne auf die
offene Frage der Betriebsträger-
schaft einzugehen, schnell Angebo-
te für die Personenbeförderung auf
dieser Strecke einzuholen, um die
tatsächlichen Kosten zu ermitteln.
Auf dieser Basis könne dann die
weitere Planung zügig vorangetrie-
ben werden.
Auch das derzeitige Nein des
Möglinger Gemeinderates zur Re-
aktivierung schreckt den Umwelt-
verband nicht. Er verweist auf den
in zwei Gutachten genannten
volkswirtschaftlichen Vorteil eines
Bahnbetriebes auf dieser Strecke,
geht aber auf die Möglinger Beden-
ken wegen einer Ausdünnung des
Busliniennetzes als Folge nicht ein.
Die Organisation zeigt sich über-
zeugt davon, dass mehr Fahrgäste
in erheblich kürzerer Zeit als bisher
ihren täglichen Weg zurücklegen
könnten, wenn der Zug wieder zwi-

schen Ludwigsburg und Markgrö-
ningen rollt. Damit werde endlich
eine Alternative zum Auto geschaf-
fen. Überall im Land würden ähnli-
che Bahnstrecken mit großem Er-
folg wiederbelebt. Die Fahrgast-
Prognosen seien deutlich übertrof-
fen worden und damit die Betriebs-
kostendefizite weit geringer als be-
fürchtet.
Die Ludwigsburger Gemeinde-
ratsfraktion bedauerte die Ent-
scheidung des Möglinger Gemein-
derats, die Reaktivierung der Bahn-
linie nach Markgröningen nicht
weiter zu verfolgen. Da sich auf der
Schiene die meisten Menschen mit
dem geringsten Flächenverbrauch
bewegen könnten, müsse die Poli-
tik, wenn sie den Verkehr zukunfts-
fähig gestalten wolle, verstärkt auf
die Schiene setzen. "Es geht doch
nicht um Schiene oder Bus. Wir
brauchen beides."
Die kürzere Fahrzeit mit der
Bahn mache ein zusätzliches Um-
steigen längst wieder wett. Es kön-
ne sich heute ja auch niemand
mehr vorstellen, während der Stoß-
zeiten mit dem Bus nach Stuttgart
zu fahren. Für die Grüne-Fraktion
ist das Kostenargument nur vorge-
schoben.

Copyright © LKZ 09.08.2000

"Die Fußwege sind zu lang"

Landtagsabgeordneter gegen Reaktivierung

(fe) - Auch der CDU-Abgeordnete
Klaus Herrmann unterstützt die
Entscheidung des Möglinger Ge-
meinderats, sich gegen eine Re-
aktivierung der Bahnstrecke zwi-
schen Ludwigsburg und Markgrö-
ningen auszusprechen.

Herrmann hatte zu diesem The-
ma im Landratsarnt nachgefragt,
wie sich eine Reaktivierung auf das
bestehende Busnetz auswirken
würde. Die Antwort: Linien, die von
Schwieberdingen, Hemmingen,
Markgröningen oder Zuffenhausen
starten, werden verkürzt und sollen
zuküinftig am Möglinger Bahnhof

oder an der geplanten Bahnhalte-
stelle "Löscher" enden. "Bei nur
zwei Haltestellen in Möglingen ent-
stehen lange Fußwege oder doch
die Notwendigkeit für innerörtliche
Zubringerbusse", zieht Klaus Herr-
mann Bilanz.
Für den CDU-Landtagsabgeord-
neten ist klar, dass von einer Reak-
tivierung der Bahnstrecke zwischen
Ludwigsburg und Markgröningen
lediglich die direkten Anwohner
profitieren würden. Herrmann:
"Die Bahn bringt für die meisten
Bürger mehr Nachteile. Und ein Pa-
rallelbetrieb von Bus und Bahn ist
finanziell nicht darstellbar.

Copyright © LKZ 30.08.2000

Weiß H. Herrmann wovon er hier spricht? Es stimmt, die Buslinien sollen gekürzt werden, aber deshalb von nur noch zwei Haltestellen und langen Fußwegen zu sprechen? Zwei Haltestellen wird der Zug haben, für den Bus bleibt fast alles beim alten, da die Linie 508 weiterhin die "Möglinger Rundreise" machen wird. Und bei einer leichten Veränderung der Fahrstrecke könnten bis auf die Haltestelle 'Markgröninger Straße' alle anderen Haltestellen weiter bedient werden.


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[ Letzte Aktualisierung 30.11.2000 Gerald Stempel ]