Härtsfeldbahn-Anzeiger

Ausgabe 2/1999

Die Brünigbahn-Wagen (Teil 2)

Vor 50 Jahren verkaufte die Schweizerische Bundesbahn (SBB) insgesamt sechs dreiachsige Wagen der meterspurigen Brünigbahn Luzern – Meiringen – Interlaken nach Württemberg. Vier dieser Wagen kamen zur Härtsfeldbahn, die restlichen zwei gelangten zur Nebenbahn Amstetten – Laichingen der WEG.
Die beiden Wagen der WEG-Nebenbahn Amstetten – Laichingen hatten ein besonderes Schicksal. Ähnlich den Härtsfeldbahn-Wagen wurden sie nach Ihrem Eintreffen zügig den Gegebenheiten der Nebenbahn angepaßt. Dabei erhielten sie die Nummern 6 und 7. Bereits 1957 erhielten sie bei Auwärter in Stuttgart- Möhringen neue, moderne Wagenkästen. Im Gegensatz zu dem Härtsfeldbahn-Doppelwagen behielten sie bei dem Umbau ihre Mittelachsen. Die Betriebsnummern wurden beim Umbau vermutlich unabsichtlich vertauscht. Aus dem Personenwagen 6 wurde Beiwagen 7 und umgekehrt. Der alte Wagenkasten mit der Nummer 7 blieb erhalten und wurde in Laichingen als Lagerraum neben den Gleisen aufgestellt.
Das Personenverkehrsaufkommen zwischen Amstetten und Laichingen war nicht sehr hoch. Daher genügte es, in der Regel nur einen der beiden Wagen einzusetzen. Nachdem 1977 die beiden von der Härtsfeldbahn übernommenen Beiwagen 101 und 103 in Betrieb genommen worden waren, wurden beide Wagen abgestellt. Die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahn- Geschichte (DGEG), die bereits 1974 den alten Wagenkasten Nr. 7 erworben und nach Möckmühl an der Jagsttalbahn überführt hatte, erwarb nun auch die beiden Beiwagen 6 und 7.
Beiwagen Nr. 6 blieb in Laichingen und gelangte 1986 in den Besitz des Härtsfeld-Museumsbahn e.V.. Nach dem Abbruch des Wagenkastens wurde das Fahrgestell nach Neresheim transportiert. Dort steht es heute auf dem Abstellgleis und wartet darauf, eines Tages wieder mit einem Wagenkasten versehen zu werden.
Der moderne Aufbau des Beiwagens 7 wurde 1980 abgebrochen. Das Fahrgestell mit den auf 750 mm Spurweite umgespurten Radsätzen wurde 1982 nach Möckmühl überführt, wo man 1983 mit der Aufarbeitung des Wagens begann. Der alte Aufbau wurde in mühevoller Arbeit - allerdings mit roter Lackierung – wieder auf das umgespurte Fahrgestell aufgebaut. Mit Teilen ehemaliger Härtsfeldbahn Dreiachser wurde ein Abteil in den Originalzustand zurückversetzt. Das andere Abteil wurde mit einfacheren Holzsitzbänken ausgestattet. 1988 wurde der Betrieb auf der Jagsttalbahn aufgrund von Oberbaumängeln eingestellt. Wagen 7 kam dort nie zum Einsatz.
Nach Abbruch des Streckenabschnitts Möckmühl – Widdern der Jagsttalbahn war die DGEG gezwungen, ihr Domizil in Möckmühl zu räumen. Jahrelange Bemühungen haben dazu geführt, daß der Härtsfeld-Museumsbahn e.V. den Wagen 7 von der DGEG anmieten konnte. Am 10. Oktober 1998 wurde der Wagen aus dem Schuppen in Möckmühl geschoben, verladen und nach Neresheim transportiert. Noch sind einige Arbeiten notwendig, bis der Wagen eingesetzt werden kann. Auch sein grünes Farbkleid wird der Wagen wieder erhalten. Zusammen mit anderen Wagen und gezogen von der Dampflokomotive Nr. 12 kann der Fahrgast dann wieder in einem stilreinen Härtsfeldbahn-Personenzug über das Härtsfeld fahren.

Jürgen Ranger

Neresheim vor 15 Jahren

Vor 15 Jahren befand sich ein Restaurator aus dem Raum Paderborn namens Clemens Lüffe auf Geschäftsreise. Eine Umleitung führte ihn dabei nach Neresheim. Dort weckte die kleine Lokomotive 11 auf der Verkehrsinsel am Fuße des Ulrichsbergs sein Interesse. Schnurstracks ging Lüffe zu dem benachbarten Postamt. Auf seine kurze Frage "Wem gehört diese Lokomotive?" kam die ebenso knappe, aber bestimmte Antwort: "Die könnat Sie net kaufa! Die ghert dr Stadt!" Kurze Zeit nach diesem Dialog kursierte im Städtchen das Gerücht: "Ein Millionär wollte unsere Lokomotive kaufen". Doch dies war gar nicht die Absicht des Herrn Lüffe. Und Millionär war er schon gar nicht.
Ihm tat vielmehr das Maschinchen leid. Jahrelang den Unbilden des Wetters ausgesetzt bot sich ein trauriger Anblick. Über und über mit Rost und Moos bedeckt hätte es wohl nicht mehr lange gedauert und die Lokomotive hätte den Weg alten Eisens gehen müssen. Herrn Lüffe ging die Lok nicht aus dem Kopf und so wurde er vor dem Neresheimer Gemeinderat vorstellig. Seine leidenschaftliche Rede hatte Erfolg: Die Lokomotive wurde von der Verkehrsinsel entfernt und im alten Lokschuppen durch ABM-Kräfte wieder auf Hochglanz gebracht.
Am 22. August 1984 stellte man Sie wieder auf die Verkehrsinsel. Dazu kamen 2 Rollböcke und der Rungenwagen 322, der beim Abbruch der Bahn vergessen worden war und am Rande des Bahnhofsgeländes viele Jahre auf bessere Zeiten gewartet hatte. Anwesend dabei war auch der heutige 1. Vorsitzende der Härtsfeld-Museumsbahn e.V., Werner Kuhn. Die beiden kamen ins Gespräch. "Da ist doch noch ..." und "Da könnte man doch ...". Der Kontakt blieb erhalten und zusammen mit weiteren Freunden der Härtsfeldbahn wurde der "Freundeskreis Schättere" ins Leben gerufen.
Im Herbst 1984 wurde Triebwagen T 33 angekauft und damit vor der unmittelbar bevorsteheden Verschrottung gerettet. Um den Aktivitäten einen rechtlichen Rahmen zu geben wurde schließlich im Januar 1985 der Härtsfeld- Museumsbahn e.V. gegründet. Mit der nun schon traditionellen Neresheimer Bahnhofshocketse am 2. August-Wochenende wird auch die Erinnerung an die Ereignisse vor 15 Jahren aufrecht erhalten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Neresheimer tatsächlich einem Millionär ihre Lokomotive verkauft hätten ...

Jürgen Ranger

Gleisbau aktuell

Schienenstrang nähert sich der Sägmühle

Trotz der früh einsetzenden Niederschläge und des relativ schneereichen Winters kamen die Bauarbeiten ganz gut voran. In den Monaten Januar und Februar 1999 wurde – bei Frost, im tiefen Schnee und auch im Regen - der letzte Teilabschnitt bis Bahnhof Sägmühle freigeschnitten. Der Schnee konnte die Gleisbauer nicht aufhalten. Bis Ostern erreichte der Schienenstrang die Ausfahrt des ehemaligen Bahnhofs Härtsfeldwerken, gut 2,25 km vom Prellbock in Neresheim entfernt. In der Woche nach Ostern konnte das Planum bis zum vorläufigen Endbahnhof wieder hergestellt werden. Schwellen liegen mittlerweile bis zur Einfahrt in den Bahnhof Sägmühle. Dort sind die Schwellen einstweilen noch gestapelt. Erst nach dem Einbau der Weichen können sie ausgelegt werden.
Die Monate Mai und Juni galten überwiegend Erhaltungsarbeiten an den bereits liegenden Gleisen. Mit T 33 und Ow 301 wurde an den kritischen Stellen Schotter verteilt. Die Beladung des offenen Güterwagens erfolgte in Neresheim mit dem vorhandenen Radlader. Das Entladen wurde historisch korrekt, aber mühsam, von Hand vorgenommen.

Fahrzeugbestand und Stand der Arbeiten an unseren Fahrzeugen

Dampflokomotive Nr. 11

Dampflokomotive Nr. 12

Rechtzeitig zum Tag der offenen Lokschuppentür konnte die Lok nach erfolgten Schweißarbeiten am Rahmen wieder eingeachst werden. Die Hauptuntersuchung am 26. Mai verlief erfolgreich, so daß nun nur noch die Betriebserlaubnis aussteht.

Triebwagen T 33

Der Triebwagen wurde mit einer Funksprechanlage ausgerüstet. Nach dem Einbau einer Heizung am Führerstand 2 können die Wintereinsätze nun ohne vor Kälte zitternden Triebwagenführer erfolgen.

Triebwagen T 37

Die komplette Neuverkabelung der elektrischen Anlage dauert an.

Triebwagenanhänger TA 101

Für Arbeiten am Fahrzeugrahmen und an den Drehgestellen wird das Fahrzeug aufgebockt.

Triebwagenanhänger TA 103

Personenwagen HMB 1

Die Innenverkleidung konnte weiter vervollständigt werden. Für die Bremsanlage wurden zahlreiche neue Teile angefertigt.

Personenwagen HMB 2

Personenwagen HMB 6 (Fahrgestell)

Personenwagen HMB 7

Die Achsen in 750 mm-Spur wurden ausgebaut und durch meterspurige Achsen ersetzt. Der Fahrzeugrahmen wurde komplett entrostet und neu lackiert. Zum Tag der offenen Lokschuppentür wurde der schmucke Personenwagen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Gedeckter Güterwagen Gw 153

Hilfspackwagen Pw 154 (Fahrgestell)

Pufferwagen Gw 155

Gedeckter Güterwagen Gw 156

Schotterwagen Ommt 184

Für die bevorstehende Umspurung des Wagens wurden zahlreiche Teile gerichtet bzw. neu angefertigt.

Offener Güterwagen Ow 301

Solange Schotterwagen 184 noch nicht einsatzfähig ist, wird mit Ow 301 Schotter ausgefahren.

Offener Güterwagen Ow 303

Rungenwagen Rw 322

Rollböcke 2, 5, 6 und 24

Schneepflug (ex T 30/31)

Aufenthalts- und Ausstellungswagen (ex RhB 4042)

Kleinfahrzeuge Klv 30, Kla 01, Handhebeldraisine

Mobilkran, Radlader, VW-Transporter


deutsch [ vorherige Seite ]
english [ previous page ]

Copyright © 1999 Gerald Stempel, Gerald.Stempel@t-online.de
[ Letzte Aktualisierung 20.07.1999 Gerald Stempel ]