Härtsfeldbahn-Anzeiger

Ausgabe 2/1996

Eine Chance für die Härtsfeldbahn
Beschaffung der Dieseltriebwagen vor 40 Jahren

Als die Härtsfeldbahn anfangs der 50er Jahre zum zweiten
Mal stillgelegt werden sollte (der erste Versuch fand
bereits 1932 statt), wurde überlegt, wie diese Bahn zu
retten wäre. Dabei wurde festgestellt, daß ein Weiterbe-
trieb nur durch eine Modernisierung der Strecke und vor
allem des Fahrzeugparks zu realisieren war.
Durch diese Entscheidung wollte man vom aufwendigen
und teuren Dampfbetrieb abkommen. Man versprach sich
Einsparungen beim Personal und bei den Betriebsstoffen.
Außerdem sollten durch höhere Geschwindigkeiten
attraktivere Fahrzeiten entstehen.
Nachdem die Länder Baden-Württemberg und Bayern
finanzielle Unterstützung zugesagt hatten, wurden zwei
neue, leistungsfähige Dieselschlepptriebwagen beschafft.
Den Auftrag erhielt die Waggonfabrik Fuchs in Heidel-
berg. Sie baute zwei Kraftpakete mit vier Maschinenanla-
gen von insgesamt 600 PS. Diese waren die stärksten
Schmalspurtriebwagen Deutschlands. Sie wurden 1956 an
die Härtsfeldbahn ausgeliefert und unter den Betriebs-
nummern T 30 und T 31 geführt.
Zusätzlich beschaftte man für den leichteren Dienst zwei
gebrauchte Triebwagen T 32 und T 33 von der stillgeleg-
ten Bahn Bremen - Tarmstedt. T33 wurde vorerst abge-
stellt. Er erhielt später einen neuen Aufbau. Passend zu
den Triebwagen entstanden beim Omnibus-Hersteller
Auwärter auf Fahrgestellen alter Personenwagen aus der
Dampflokzeit zwei Beiwagen (TA 101 und TA 103)
sowie später noch ein Doppelwagen (TA 253 25 ).
Die Fahrzeuge kamen ab Sommerfahrplan 1956 zum
Einsatz. Die Fahrzeiten von Neresheim nach Aalen bzw.
von Neresheim nach Dillingen konnten dadurch um 20
Minuten gekürzt werden. Dies wirkte sich auch auf die
Fahrgastzahlen aus. Sie lagen 1957 um beinahe 100.000
Personen höher als noch 1955.
Doch nicht nur Positives stellte sich mit den "Neuen" ein,
wurde doch die Geschwindigkeit oft unterschätzt und es
kam am Anfang an den zahlreichen Bahnübergangen
häufig zu Unfällen mit dem Straßenverkehr.
Zu einem größeren Unfa11 kam es am 1. Mai 1964, als
T 30 und T 31 bei Katzenstein zusammenstießen.
Der dabei entstandene Schaden war so groß, daß beide
Triebwagen erst nach zwei Jahren wieder vollständig zur
Verfügung standen. Die verbliebenen Triebwagen T 32
und T 33 waren für den Rollbockverkehr ungeeignet und
so kam es, daß der von der Südharz-Eisenbahn stammen-
de, 360 PS starke MAN-Triebwagen T 37 zur Härtsfeld-
bahn gelangte.
1972 konnte die Stilllegung der Härtsfeldbahn auch durch
die Triebwagen nicht mehr abgewendet werden. Die
modernen Fahrzeuge wurden an die Nebenbahn Amstet-
ten - Laichingen abgegeben. Nur T 32 wurde noch in
Neresheim zerlegt. Als diese Bahn 1985 ebenfalls am
Ende war, wurden die Triebwagen T 33 und T 37 sowie
der Beiwagen TA 101 vom Verein Härtsfeld-
Museumsbahn (HMB) gekauft. T 30 gelangte zur
Brohltalbahn, T 31 wurde nach Malaysia verfrachtet. TA
103 ging an die Märkische Museums-Eisenbahn und
später ebenfalls zum HMB. TA 253/254 kam bereits 1976
zur Inselbahn Langeoog. Die Fahrzeuge des HMB wer-
den in Neresheim originalgetreu aufgearbeitet. Sie sollen
beim Wiederaufbau eines Teilstücks der Härtsfeldbahn
mithelfen und später im Museumsverkehr eingesetzt
werden. Dieses Mal als Chance für die Härtsfeld-
Museumsbahn.

Thomas Schmeißer

Wiederaufbau der Härtsfeldbahn:
Der erste Spatenstich ist vollbracht!

Gut 70 Jahre verband die Härtsfeldbahn das württembergi-
sche Aalen mit dem bayerischen Dillingen. 1972 dann war
alles vorbei. Das Bimmelbähnle war in den roten Zahlen
untergegangen.
Üblicherweise endet damit die Geschichte einer Bahnlinie,
nicht aber in diesem Fall. 1985 kehrte auf dem in einen
Dornröschenschlaf gefallenen Gelände der Centralstation
Neresheim wieder Leben ein. Seither bemühen wir uns, die
Erinnerung an die Härtsfeld-Schättere nicht der Verges-
senheit anheim fallen zu lassen. Dazu haben wir eine
F'ahrzeugsammlung zusammengetragen und im ehemaligen
Bahnhofsgebäude das Härtsfeldbahn-Museum eröffnet.
Aber was nutzt es, wenn unsere Dampfloks, Triebwagen
und Waggons herumstehen. Sie sollen fahren. Alle sollen
erleben konnen, wie es früher war bei der Schättere!
Wir haben uns deshalb vorgenommen, das 8 km lange
Teilstück Neresheim - Dischingen in drei Etappen als
Museums-Eisenbahn wieder aufzubauen, Für den Wieder-
aufbau des ersten Abschnitts Neresheim - Sägmühle wurde
ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet.
Dieses konnte nun dank der kompetenten Unterstützung
des Ingenieurbüros Dr. Brenner & Münnich abgeschlos-
sen werden. Vom Verkehrsministerium wurde dem Verein
bzw. der neu gegründeten Härtsfeldbahn Betriebs-GmbH
mittlerweile auch die Genehmigung als Eisenbahn-
Infrastruktur-Unternehmen und Eisenbahn-Verkehrs-
Unternehmen erteilt.
An Christi Himmelfahrt (16. Mai 1996) war es dann so-
weit: Feierlich wurde der erste Spatenstich für den Wie-
deraufbau der Teilstrecke Neresheim - Sägmühle vollzo-
gen. Inzwischen konnte mit Unterstützung des Ingenieur-
büros Dr. Brenner & Münnich, des THWs, der Firma
RUD-Kettenfabrik und der Baufirma Leonhard Weiss der
Bahndamm auf dem an das Bahnhofsgelände angrenzen-
den Klosteracker wieder hergestellt werden. Für dieses
Jahr ist der Bau des etwa 700 Meter langen Teilstücks bis
zur Überquerung der L 2033 geplant.
Für den Wiederaufbau benötigen wir Ihre Hilfe!
Die Finanzierung der Strecke erfolgt mit Zuschüssen von
Land, Kreis und Gemeinde. Einen nicht unerheblichen Teil
müssen wir aber selbst aufbringen. Abgesehen von beach-
tenswerten Eigenleistungen rechnen wir mit Kosten von
50,- DM je Meter Gleis. Alle können sich an dem Vorha-
ben durch die Finanzierung des Gleises beteiligen. Für
jeden finanzierten Meter wird eine Urkunde ausgestellt,
die über die Lage des erworbenen Meters Auskunf gibt.
Wir rechnen mit einer Bauzeit von drei Jahren. Dieses
ehrgeizige Ziel ist aber nur durch die Mithilfe eines großen
Bevölkerungskresies zu erreichen.
Deshalb: Unterstützen Sie uns durch den Erwerb von
Gleisbausteinen und helfen Sie so mit, ein Stück Hei-
mat-, Kultur- und Technikgeschichte zu erhalten!
Gleisbausteine können im Härtsfeldbahn-Museum oder
durch Überweisung an die Stadt Neresheim, Konto 110
914 000 bei der Kreissparkasse Ostalb, BLZ 614 500 50,
erworben werden. Als Verwendungszweck sollte
,,Bausteine Härtsfeld-Museumsbahn" sowie die Adresse
des Einzahlers angegeben werden.


Die Strecke Neresheim - Sägmühle im Überblick:

Streckenlänge: 2,978 km

Stationen:

Stationen:

Besonderheiten:


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[ Letzte Aktualisierung 20.02.97 Gerald Stempel ]