Die Egaubrücke zwischen Iggenhausen und Katzenstein
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Zur Geschichte
Zu Härtsfeldbahnzeiten lag die Egaubrücke Iggenhausen bei km
32,808 (Bei der Härtsfeld-Museumsbahn ist es nun km 4,777). Es war
eine Stahlbrücke mit einer Stützweite von 10,60 m, die lichte
Weite betrug 9,0 m. Wie fast alle Stahlbrücken wurde sie nach der
Stilllegung der Härtsfeldbahn abgebaut, nur die Widerlager blieben
erhalten und wurden langsam von der Natur zurückerobert.
Die Widerlager bestehen aus einem Betonkern aus Stampfbeton, dem an den
Außenseiten massive Kalksteinblöcke vorgesetzt sind, die Brückenauflager
bestehen ebenfalls aus großen, massiven Kalkblöcken aus
kristallinem Kalk
Der Zustand im Jahr 2005
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Im Jahr 2005 waren die Brückenfundamente derart
eingewachsen, daß man sie kaum in der Vegetation finden konnte. |
Der Zustand 2010
Im Spätherbst 2010 fanden die ersten
Untersuchungen an den Fundamenten statt. dazu wurde die Vegetation grob
entfernt und ein Grabenschnitt angelegt, um den Zustand der Sockelmauer
zu prüfen.
Die beiden großen Steinblöcke waren das Auflager der Brücke,
im rechten Block ist noch die Eisenplatte des Auflagers zu sehen. |
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Von der Seite sind die beiden Auflager der Brücke
gut zu sehen. Unten der Grabenschnitt an der Fundamentmauer, die zum
Teil einen halben Meter unter Sedimenten begraben war. |
Der Blick über die Egau zeigt im Vordergrund den
betonierten Schotterfang und das zweite Wiederlager auf der Dischinger
Seite, das noch völlig eingewachsen ist. |
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Februar/März 2012
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Diese Aufnahme entstand bei den Rodungsarbeiten am
Bahndamm zwischen der Egaubrücke und dem Flutdurchlass und zeigt
den Zustand des westlichen Widerlagers kurz vor Beginn der
Sanierungsarbeiten. |
Das Fundament auf der Neresheimer Seite nochmal aus
anderer Perspektive, gut zu sehen die beiden Brückenauflager auf
dem unteren Absatz des Brückenfundaments. Der linke der beiden
Steinblöcke des Auflagers ist an der Sichtseite stark verwittert,
die Betonmauer oberhalb zwischen den Flügelmauern ist auch ziemlich
angegriffen. |
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Am 10. März begannen die eigentlichen
Sanierungsarbeiten am 1. Fundament auf der Neresheimer Seite. Der alte
Schotterfang ist abgebrochen, der oberen Teil der Mauer, die an der
Sichtfläche stark verwittert war, wurde 40 cm tief abgetragen und
wird neu vorbetoniert.
Der Bereich der Auflager muß um die Steinhöhe (60cm)
abgetragen werden, um ein neues Auflager zu betonieren. |
Der Abtransport des Schutts erforderte besondere Maßnahmen. Auf
dem Bahndamm steht eine Absetzmulde, nur, wie bekommt man eine voll
beladene Schubkarre einen Bahndamm hinauf? Dazu haben wir ein Seil am
Kippbügel befestigt, so konnte Einer die Schubkarre schieben und ein
Zweiter am Seil hochziehen.
Der linke Auflagerstein war an der Vorderseite vom
Frost beschädigt, als wir ihn mit dem Bohrhammer zertrümmern
wollten, stellten wir jedoch fest, daß dies nur knappe 20 cm
betraf, der Rest des Steins ist noch so gut, daß unser Bohrhammer
ihn nicht knacken konnte.Auch der Beton hinter den Verblendungssteinen,
der schon über 110 Jahre alt ist, ist noch gnadenlos hart und lässt
sich nur schwer abstemmen. |
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Die beiden Steine ließen sich nur mit einer 5 Tonnen Winde aus dem
Fundament brechen und müssen von einem Bagger o.ä. abgehoben
werden. Ein Stein wiegt ca. 800 Kilo.Eigentlich waren sie vom Zustand her
noch brauchbar, aber heutzutage dürfen keine Brücken mehr auf
Natursteine gesetzt werden. Wir werden die Steine aber nicht entsorgen,
sondern einer neuen Verwendung zuführen.
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Die Baustelle aus der Ferne. Links der Damm Richtung
Iggenhausen mit der Schuttmulde und dem in Arbeit befindlichen
Fundament, rechts da noch unberührte Fundament und der Damm
Richtung Härtsfeldsee, auf dem die Rodungsarbeiten statt gefunden
haben. |
Um die herausgebrochenen Steine des Brückenauflagers und andere,
kleinere Steinblöcke abtransportieren zu können, hat uns der
Besitzer des noch nicht bestellten Ackers südlich des Bahndamms
dankenswerterweise erlaubt, mit unserem Radlader seitlich die Baustelle
anzufahren. so konnten wir die Steine mit Gurten herausziehen und
abtransportieren.
Jetzt, wo die Steine entfernt sind, ist der
schichtweise Aufbau des Stampfbetons hier gut zu sehen.
40cm tief wurde die Mauer abgestemmt und die Auflagersteine abgetragen. |
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Hier das Vergleichsbild zu weiter oben, die
Stemmarbeiten sind fertig, jetzt muß nur noch jede Menge Erdreich
und Wurzelstöcke entfernt werden.. |
Die große Schuttmulde ist mit Abbruch- und
Erdmaterial schon gut gefüllt. |
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Nun stehen die Arbeiten auf der anderen Seite an, nur, wie bekommen wir
das Abbruch- und Erdmaterial in die Schuttmulde? Von der anderen Seite aus
ist das Fundament noch nicht zugänglich, also muß das Material
irgendwie über den Fluß. Und bei den Bauarbeiten will man ja
auch nicht ständig einem Umweg von anderthalb Kilometern zurücklegen,
um mal auf die andere Seite zu gelangen.
Es mußte eine einfache, preiswerte, aber dennoch stabile Behelfsbrücke
über den Fluß gebaut werden.
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Also kurzerhand zwei Schwellen am Ufer eingegraben,
zwei 6 Meter lange Schienen über den Fluß gezogen und mit den
Schwellen verschraubt, darauf 40 mm starke Brückendielen
Abschnitte gelegt und mit Holzplatten abgedeckt.
Damit das Ganze nicht verrutscht, zwei Kanthölzer unter die Dielen
und alles miteinander verschraubt. |
Und dann der Belastungstest |
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Sechs Personen plus eine voll beladene Schubkarre
konnten die Brücke nicht mehr als vielleicht einen halben
Zentimeter durchbiegen. Das Gewicht beträgt hier deutlich mehr als
eine halbe Tonne. |
Eine Woche später...
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Weiter gings mit dem Freilegen des Bereichs zwischen
der Flutmauer, in Bildmitte unten, und den Flügelmauern. Hier
hatten sich diverse Bäume und Sträucher breit gemacht und wir
müssen prüfen, ob diese mit den Wurzeln in die Fundamente
eingewachsen sind. Einer der Stubben, die wir ausgegraben haben, war so
schwer, daß wir ihn nur mit fünf Mann abtransportieren
konnten. |
Dabei konnten wir auch den Zustand des Fundaments der
Flügelmauer prüfen, der hier sehr gut aussieht. Wurzeln sind
keine eingewachsen. |
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Die Behelfsbrücke erlaubte jetzt auch das
Freigraben der Fundamente auf der anderen Seite der Egau. |
Zum Feierabend ein Bild der freigelegten Flügelmauer
auf der Neresheimer Seite der Brücke. |
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Und von der Dischinger Seite. Vor allem an der
linken Mauer habe sich im Laufe der Jahre große Mengen Sediment
abgelagert, wie man an den Spuren noch sehen kann. Die Erdarbeiten sind
zwar ein gutes Stück vorangekommen, sind aber noch nicht
abgeschlossen. |
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Das Resultat eines Samstag Nachmittags ist hier zu
sehen, den zweiten Container haben wir auch schon zur Hälfte gefüllt. |
Als nächstes können nun die Abbrucharbeiten am zweiten
Widerlager beginnen, wobei sich hier eine neue Herausforderung stellt: Wie
bekommen wir die 800 Kilo schweren Auflagersteine vom Fundament herunter?
Mit dem Radlader kommen wir ja dort nicht ran. Aber da haben wir auch
schon eine Idee, die wir jetzt nur noch auf ihre sicherheitstechnische
Eignung prüfen müssen.
Die Arbeiten an den Brückenfundamenten gingen mit Hochdruck weiter,
zeitweise waren bis zu 8 Mann im Einsatz, die Gleisbaumannschaft bekam
dann Verstärkung aus den anderen Sparten.
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Hier noch einmal die Technik, eine beladene Schubkarre
auf den Bahndamm zu bringen.
Seil am Kippbügel einhängen.... |
.... in Position gehen, einmal kurz durchschnaufen.... |
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... und dann mit Schwung den Damm rauf. |
Damit das Fundament vorbetoniert werden kann, muß
auch zwischen der Flutmauer, die hier noch knapp aus den Sedimenten
lugt, und dem Fundament ein Graben ausgehoben werden. |
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Am Morgen dieses Arbeitstages war der Container leer,
jetzt gegen Abend mußten wir die Arbeiten so langsam beenden, weil
er voll wurde.
An dem Tag haben wir mit 8 Mann ca. 18 Tonnen Erdaushub und
Abbruchmaterial in den Container gebracht. |
Das Abbruchmaterial stammte vom zweiten Widerlager auf
der Dischinger Seite, hier ist die obere Mauer ca. 50 cm tief abgetragen
sowie der erste Teil der Auflagerbank. |
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Die Erdarbeiten auf der Neresheimer Seite sind
abgeschlossen. |
Eine Woche später ging es dem Schmutz und dem
Moos auf dem Fundament mit dem Hochdruckreiniger an den Kragen. |
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Nach der Behandlung mit dem Hochdruckreiniger sieht
die Brücke ganz ungewohnt hell aus. |
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Für die sichere Bergung der Auflagersteine ohne
Maschinenhilfe haben wir keine Lösung gefunden, die es uns erlaubt
hätte, diese ohne Gefahr für Leib und Leben zu bergen.
Der Versuch, die Steine mit einem gemieteten Presslufthammer zu zertrümmern,
wurde nach mehreren Stunden aufgegeben, als der Baukompressor ständig
wegen Überhitzung abschaltete. |
Die einzige Lösung war, die Steine von ihrem
Fundament zu schubsen und später, wenn ein Bagger das Planum
herrichtet, zu bergen.
Mit dem Radlader herausziehen ging wegen den inzwischen bestellten
Feldern nicht. |
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Dann kam noch ein 'Kollege' von der Pol-Ente vorbei
und schaute nach dem Rechten.
Überhaupt waren die Enten recht neugierig und haben uns regelmässig
auf der Baustelle besucht.
Nein, wir haben sie nicht gefüttert. |
Dann ging es dem zweiten Wiederlager mit dem
Hochdruckreiniger zu Leibe. Nicht, damit es schön aussieht, der
Grund für diese Aktion ist, daß sich der neue Beton mit dem
alten Beton und den Steinen besser verbindet.Auch die Fugen wurden
gereinigt, damit wir diese mit speziellem Mörtel verschließen
können, um das Eindringen von Pflanzen zu verhindern. |
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Die Fundamente in der Übersicht, im Vordergrund
das bereits vorbreitete Planum, hinter dem Fundament der im Winter
abgeholzte Bahndamm.
Und ganz hinten, zwischen den Bäumen, der Härtsfeldsee, das
vorläufige Ziel unseres Streckenbaus. |
Damit sind die groben Abbruch- und Erdarbeiten an den Brückenfundamente
so weit abgeschlossen. Jetzt kann es an den Aufbau der neuen Auflagerbänke
und der Fundamente für den Randweg gehen.
Dazu geht im zweiten Teil weiter.
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[ Letzte Aktualisierung 14.08.2012 Gerald Stempel ]