Das in der Anfangszeit des Vereins verbaute Gleismaterial macht uns
wieder Arbeit. So wie wir vor einem Jahr die Weiche 4 und 2 daran
anschliessende Gleisjoche auf neue Schwellen gesetzt haben, ist dieses
Jahr der Bogen in Gleis 1 zwischen den Weichen 2 und 3 dran. Die aus den
50-er und 60-er Jahren stammenden Weichholzschwellen nähern sich so
langsam dem Ende ihrer Lebenszeit. Aber etwas besseres war für den
damals noch jungen Verein nicht zu kriegen.
Der Bogen ist durch seine Lage zwischen den beiden schweren Weichen und
dem engen Radius besonders stark belastet und ist auf guten Halt der
Schwellen angewiesen. Und da Vorbeugen besser ist als Entgleisen, werden
die Schwellen vor Beginn der Fahrsaison gegen Eichenschwellen getauscht.
Mitte März haben wir begonnen, die Schienen abzubauen und die
abgängigen Schwellen aus dem Schotterbett zu entfernen. Auch wenn
einige schon etwas mürbe waren, theoretisch hätten wir noch
ein, zwei Jahre darauf fahren können, aber man muss ja nicht
unbedingt warten, bis das Eisenbahnbundesamt bzw. der LfB Maßnahmen
anordnet.
Wie es sich gehört, ist das nicht befahrbare Gleis natürlich beidseitig mit Sh2-Tafeln gesichert. |
In der letzten Märzwoche haben wir dann den Schotter abgeräumt und den Untergrund vorbereitet. Durch die Lage des Gleises ist der Einsatz von Baumaschinen nicht gerade einfach, und da ein Bagger doch ziemlichen Flurschaden anrichten kann, haben wir uns entschlossen, den Aushub nach alter Väter Sitte in Handarbeit vorzunehmen. |
An einem Mittwoch Abend und einem Samstag haben wir ca. 15 Kubikmeter Schotter und Steine ausgegraben. Da die neuen Schwellen stärker sind als die alten, mussten wir tiefer gehen als vorher und sind dadurch auf die unter dem Bahnhofsgelände liegende Felsschicht gekommen. Es ist zwar keine geschlossene Platte, sonder mehr oder weniger zerrissen, aber die einzelnen Bruchstücke waren beim Schaufeln ständig im Weg und mussten entweder mit ausgegraben oder mit dem Vorschlaghammer zertrümmert werden. Drei der alten Schwellen im Gleis in Bildmitte dienten als Überfahrhilfe für die Schubkarre, da wir nicht den gesamten Aushub neben dem Gleis lagern konnten. |
Am Abend des 29. März waren die Aushubarbeiten beendet und die
ersten neuen Schwellen konnten ausgelegt werden. Natürlich waren es
keine ganz neuen Schwellen, sondern sehr gut erhaltene Gebrauchte. Die
vorhandenen Schraubenlöcher passen aber nicht zu den Befestigungen,
die wir einbauen, also mussten die Löcher vorher mit speziellen
Holzdübeln verpflockt werden.
Die am unteren Bildrand liegende Schiene gehört übrigens zur Weiche 3 |
In der ersten Aprilwoche wurden die restlichen Schwellen ausgelegt und die Schienen des Aussenbogens mit den beiden Weichen und untereinander wieder verschraubt und der Bogen grob ausgerichtet. Endgültig lassen sich die leichten Schienenprofile aber erst ausrichten, wenn sie mit den Schwellen verschraubt sind.
Foto von Yvonne Stempel |
Dazu müssen die Schwellen durch unterkeilen erst einmal auf die Höhe der Schienen gebracht werden, um die Position der zu bohrenden Schraublöcher zu finden. |
Foto von Yvonne Stempel |
Danach werden dann die Löcher für die Schienenbefestigung gebohrt und die Unterlagsplatten und die Spurklemmplatte verschraubt. Da bisher nur ein Strang liegt, können wir unseren Gleisschrauber hier nicht einsetzen, deshalb werden die Schrauben von Hand mit dem T-Schlüssel eingedreht. Da ist zwar Knochenarbeit, aber nach 3 Kilometern Streckenbau sind wir daran gewöhnt. | Foto von Yvonne Stempel |
Hier die Schienenbefestigung im Detail. Im Gegensatz zu dem auf der
Strecke benutzten K-Oberbau ist diese Befestigungsart einfacher, aber auch
diese hat über viele Jahrzehnte hinweg bei Schmalspurbahnen und nicht
so stark belasteten Regelspurbahnen ihre Tauglichkeit bewiesen.
In Verbindung mit den Eichenschwellen gehen wir davon aus, daß
diese Gleise die nächsten 20 bis 30 Jahre halten, vielleicht sogar länger.
Wie hier zu sehen ist, liegt der Bogen im vorderen Teil nicht
exakt, da er noch nicht mit den Schwellen verschraubt ist. Erst wenn
alle Schwellen an den Schienen hängen, können wir den Bogen, übrigens
ein 65-Meter Radius, ausrichten und die 2. Schiene verlegen.
Für Interessierte: Wir kontrollieren den Radius durch Pfeilhöhenmessung. |
Eine Woche später haben wir den Bogen dann ausgerichtet, die
Schwellen vor Kopf mit Schotter verfüllt, damit die Geometrie
festliegt, und die zweite Schiene verlegt. Das Ausrichten war recht mühsam, da der Bogen von den beiden Weichen in Längsrichtung fixiert wird und jedes Verschieben an einer Stelle zu einer Verschiebung an anderer Stelle führt. Aber nach zwei Stunden abwechselndem messen und drücken mit Knippstangen war der Bogen dann endlich ein Bogen und kein Ei mehr. Dafür ging das Verschrauben der 2. Schiene schneller von der Hand, da wir nun einen motorbetriebenen Gleisschrauber einsetzen konnten. |
Nun müssen wir noch den Schotter einbringen und stopfen. Wenn wir allerdings zum Einschottern mit unserem Schotterwagen über diese hohl liegenden Schwellen fahren, wird uns daß wohl die Schienen nachhaltig verbiegen. Deshalb werden wir den ausgegrabenen Schotter von Hand wieder in die Schwellenfächer füllen und mit den Schottergabeln schoppen, d.h. in die Hohlräume unter den Schwellen stossen. Erst dann können wir mit dem maximal halbvollen Schotterwagen den restlichen Schotter einbringen und das Ganze dann nivellieren und Stopfen. |
Am 16. April, einem Mittwoch Nachmittag, trafen sich die Aktiven wieder zum fröhlichen Schaufeln. Es galt, den Schotter wieder in die Schwellenfächer zu füllen und dabei das mit dem Schotter ausgegrabene Feinzeug und Erdanteile übrig zu lassen. Würde dieses Material mit eingebracht, wäre der Wasserablauf beeinträchtigt und im Winter könnte der Frost das Gleis heben. |
Das Wetter war trocken und so ließ sich der Schotter mit der Gabel relativ leicht von den zu feinen Bestandteilen trennen. Bis zum späten Nachmittag war der Gleisrost wieder geschottert. |
Nach dem Schottern wurde das Gleis mit Hilfe von Gleishebern bis
ca. 2 cm unter die endgültige Position gebracht und der Schotter
aus den Schwellenfächern mit den Gabeln unter die Schwellen
geschoppt und weiterer Schotter nachgefüllt. Dann kamen die
Motorstopfer zum Einsatz, die mit dem im Bild unten gezeigten
Stopfmeissel den Schotter unter den Schwellen verdichteten. |
Am Abend war der gesamte ausgegrabene Schotter wieder im Gleis. Da wir bei dieser Aktion auch mehrere Tonnen Schmutz und große Steine aussortiert hatten, fehlte nun natürlich noch einiges an Material, welches aus dem Schotterwagen ergänzt wurde, der nach diesem ersten Stopfgang das Gleis problemlos befahren konnte.
Bereits am darauf folgenden Samstag wurde dann das Gleis mit einer Laserwasserwaage eingemessen, mit den Winden auf die endgültige Position gehoben und mit den Motorstopfern ein zweites Mal gestopft. An den darauf folgenden Arbeiteinsätzen wurde die Umgebung des Baustelle wieder hergerichtet, die Randwege von dem liegengebliebenen Feinzeug befreit und die Schotterkante sauber gerade gezogen.
Und Ende April, rechtzeitig vor dem Beginn der Fahrsaison, sah das Ganze dann so aus...
Bei der oben beschriebenen Aktion vor knapp 20 Jahren gingen wir davon
aus, daß die Schwellen ca. 20-30 Jahre halten werden. Die Schwellen
waren eigentlich noch recht gut, aber die Schienenbefestigung in
Verbindung mit den recht schwachen Form 5 Schienen waren der
Belastung auf dauer doch nicht gewachsen, die Spur erweiterte sich von
Jahr zu Jahr und kam langsam an das obere Grenzmaß.
Da wir inzwischen eine Fuhre stärkere Schienen der Form 6 erwerben
konnten und eine gewisse Menge Stahlschwellen haben, planten wir, mit
diesem Material den Bogen zu erneuern.
Dieses mal konnten wir uns das Ausgraben des Schotters sparen. Nachdem die neuen Schienen bereit gelegt waren und die alten Schienen demontiert und beiseite gelegt waren, konnten wir die alten Eichenschwellen vorsichtig aus dem Schotter heben, und die etwas kleineren Stahlschwellen in die verbliebenen Hohlräume legen. |
Das Ende der neuen Schiene wird plan abgetrennt um eine saubere
Laschenverbindung zur Weiche 2 zu bekommen. Bei dieser Aktion muss der trockene Hang sehr genau beobachtet werden, da kann schnell mal ein Brand entstehen. Löschwasser stand jedenfalls bereit. |
© 2022, Hannes Ortlieb |
Im Licht unseres 200 Watt LED-Strahlers musste noch eine Holzschwelle bearbeitet werden.... |
Die letzte durchgehende Schwelle der Weiche 2 hielt die beiden angeschlossenen Gleise stabil zusammen, aber nun ist ein Profil deutlich höher als das andere, das funktioniert nur, wenn die Schwelle entsprechend ausgeklinkt wird. Zum Glück ist diese Schwelle aus Bongossiholz, da brauchen wir uns keine Sorgen machen, daß hier was faulen könnte. Auch gut zu sehen sind die gesägten Laschenstücke an den Schienenenden, denn hier treffen S41 Profil auf Form 6, was nur mittels einer passend angefertigten Übergangslasche verbunden werden kann. | © 2022, Hannes Ortlieb |
Der Einbau der Schienen ging relativ zügig von statten, das erste Joch im Hintergrund ist bereits verschraubt, das zweite Joch muss jetzt passgenau an die Weiche 3 im Vordergrund angeschlossen werden. |
Der Trennschnitt ist angezeichnet. |
Nochmal von der Seite kontrollieren, ... |
... dann wird getrennt. | © 2022, Hannes Ortlieb |
Die zweite Schiene ist ebenfalls eingepasst. |
Die letzte Schwelle wird verschraubt. | © 2022, Hannes Ortlieb |
Der Bogen zwischen den beiden Weichen in der Übersicht. Der
Stoss in der Mitte des Bogens ist nur provisorisch geklammert und wird noch verschweisst. |
Jetzt muss das Gleis noch geschottert und gestopft werden, denn unter den Schwellen ist noch viel Luft.