Als die Maschinenfabrik Esslingen im Dezember 1913 die beiden
Dampflokomotiven 11 und 12 an die Härtsfeldbahn ablieferte, dachte
wohl kaum jemand daran, dass eines Tages eine davon ihren neunzigsten
Geburtstag in betriebsfähigem Zustand feiern könnte.
Rechtzeitig zu diesem denkwürdigen Ereignis ist nun eine Broschüre
erschienen, die über die Geschichte der beiden Loks, ihren Einsatz
bei der Härtsfeldbahn, ihre Zeit als Denkmal und ihre Aufarbeitung
bei der Härtsfeld-Museumsbahn berichtet.
50 Jahre lang standen beide Loks bei der Härtsfeldbahn im Einsatz. Glücklicherweise blieben beide als Denkmal in Neresheim bzw. als Kinderklettergerät in Heidenheim erhalten. Lok 12 kehrte 1986 nach Neresheim zurück, wurde dort betriebsfähig aufgearbeitet und ist heute der Star auf der Härtsfeld-Museumsbahn. Lok 11 wurde 1995 auf die Gleise der Härtsfeld-Museumsbahn geholt und soll eines Tages auch wieder dampfen.
Doch was wären die Loks ohne die zugehörigen Wagen. Mit zwei
Personenwagen von 1896, vier Rollböcken (1897 1901) und einem
uralten regelspurigen Güterwagen von 1868 (!) findet man in Neresheim
gleich mehrere Eisenbahn-Fahrzeuge, die wie die Loks von der
Maschinenfabrik Esslingen (ME) gebaut wurden.
Nachdem in den vergangenen zwei Jahren über die Geschichte des
Esslinger Lokomotivbaus berichtet wurde, soll nun noch ein Blick auf die
Abteilung Wagenbau geworfen werden:
So charakterisierte Generaldirektor A. Gross 1897 die Bedeutung des Wagenbaus bei der ME anlässlich des 50. Betriebsjahres der Maschinenfabrik Esslingen. Bis dahin wurden rund 8.000 Eisenbahnwagen gebaut und abgeliefert. Zurückblickend kann festgestellt werden, dass diese Aussage auch für die Jahrzehnte danach Bestand hatte, wobei es durchaus auch schlechte Jahre für den Wagenbau gab.
1847 | 14 Tage nach der am 1. März 1847 erfolgten Betriebseröffnung der ME verlässt der erste vierachsige Personenwagen II. Klasse für die K.W.St.E. das neue Werk. Der Wagen weist bereits das Konstruktionsprinzip des Durchgangssystems mit Mittelgang auf, das sich in den folgenden Jahren vorzüglich bewähren wird. |
1850 | Es konnten nur 24 Wagen geliefert werden. |
1860 | Die Langträger der Untergestelle werden fortan nicht mehr aus württembergischem Eichenholz, sondern aus Eisen gefertigt. |
1864/1865 | Lieferung von 150 Kohlewagen für die Pfälzische Ludwigsbahn (Verlustgeschäft). |
Nach dem Verlustgeschäft von 1864/1865 entwickeln sich die folgenden zehn Jahre zu den erfolgreichsten Jahren der ME. "Es ist dies der Zeitpunkt, wo die Fabrik endgültig ihre Spitzenstellung auf dem Gebiet des Lokomotiv- und Wagenbaus festigt und zu einem der führenden Unternehmen Deutschlands auf diesem Sektor wird." (Heilwig Schomerus) | |
1865/1866 | Bestellung und Ablieferung von 300 breitspurigen (1.524mm Spur) Güterwagen für die Bahn Odessa - Elisabethgrad |
1868 | Ablieferung der ersten acht zweiachsigen Doppelstockwagen Nr. 1-8, sog. Imperialwagen für die Stuttgarter Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft (SPE); eine Vorgängerin der heutigen SSB. Damit ist die ME einer der ersten Hersteller von Straßenbahnwagen. |
1885-1929 | Bau von 29 Seilbahn-Anlagen für Personen-beförderung. U.a. Ems - Malberg, Durlach - Turmberg (beide 1887), Wiesbaden - Neroberg (1888), Heidelberg Schloss Molkenkur (1889), einige Bahnen in Lissabon (1885, 1890/1891), Wildbad - Sommerberg (1908), Erdmannsdorf - Augustusburg (1911), Merkurbahn in Baden-Baden (1913) und Stuttgart-Heslach Waldfriedhof. Auf diesem Gebiet nimmt die ME eine Art Monopolstellung ein. Die Stuttgarter Standseilbahn fährt seit 1929 nahezu unverändert, muss aber am 3. November 2003 aufgrund der Katastrophe bei der Bahn zum Kitzsteinhorn (10. November 2000) stillgelegt und für ca. 3 Millionen Euro aufwändig modernisiert werden. |
1885 | Aufnahme des Baues von Rollböcken der Bauart Langbein. Die Rollböcke werden "ohne und mit irgend einer gebräuchlichen durchgehenden Bremse" gebaut. Die erste Lieferung erfolgt an die Kgl. Sächsische Staatsbahn, Chemnitz. Vom Verein deutscher Eisenbahn-Verwaltungen wird diese Fahrzeugerfindung wegen ihrer äußersten Einfachheit, Billigkeit und Betriebssicherheit preisgekrönt. Bereits 1911 sind 240 Paar Rollböcke an die verschiedenen Besteller abgeliefert. Die Fertigung endet vermutlich 1946. Über 400 Paar Rollböcke sind bis dahin mit den Spurweiten 693 mm, 750 mm, 900 mm, 950 mm und 1.000 mm gefertigt worden. |
1891 | Erstmals werden dreiachsige Personenwagen gefertigt. |
1896 | Lieferung von zwei Zahnradbahn-Beiwagen für Stuttgart - Degerloch unter der F.Nr. 7826 und 7827 (FBG Nr. A3 und A4). Der Wagen A3 erhielt 1934 die SSB-Nr. 117. Er kam 1992 nach Neresheim und steht heute als Personenwagen HMB 1 im Einsatz. Auch Wagen A4 (später SSB 116) befindet sich in Neresheim. Seit 1996 wartet er dort auf seine Aufarbeitung. Von den normalen Eisenbahnwagen unterscheiden sich die Zahnradbahnwagen nur durch die Zahnradbremse, d.h. durch die Anbringung von Zahnrädern auf den Achsen, die durch Bremsbacken abgebremst werden. |
1902 | Ablieferung des 10.000. Wagens der ME, ein vierachsiger Schnellzugwagen der Gattung (Litera) ABCCü für die K.W.St.E.. Dort trug er die Nr. 1836. |
1902-1918 | Bau und Ablieferung verschiedenster Wagenbauarten, wie Personen-, Güter- und Spezialwagen, sowie Wagen für Feld- und Militärwagen in sämtlichen Spurweiten. |
(Fortsetzung folgt)
Dietrich Adolf Braitmaier, Jürgen Ranger
Den Winter über erfolgte die Reinigung und teilweise Erneuerung der
Einläufe unserer Durchlässe. Ein Großteil des Bewuchses
entlang der Strecke wurde behutsam zurückgeschnitten.
Eine Gleisstopfmaschine wurde aufgearbeitet. Sie wird die
Gleisunterhaltung deutlich erleichtern.
Eine neue Treppe in der Untersuchungsgrube erleichtert nun den Zugang.
Kurz vor Saisonbeginn wurden die abgängigen Schwellen zweier Joche im
Bahnhof Neresheim ausgetauscht.
Schließlich konnte eine für den Bahnhof Sägmühle
geplante Wellblechbude ausfindig gemacht und aufgearbeitet werden.
Die Lager der Treib- und Kuppelstangen wurden erneuert.
Die Aufarbeitung des Original-Härtsfeldbahn-Beiwagens konnte weitgehend abgeschlossen werden. Zusammen mit Triebwagen T 33 wird damit in der Saison 2004 eine stilreine Zug-Garnitur für den Museumsbahnbetrieb zur Verfügung stehen. Aber auch für den Dampfzug stellt der Wagen eine sinnvolle Ergänzung dar.
Die Aufarbeitung des Wagenkastens macht gute Fortschritte. Trotz widriger Witterung konnte das Gebälk und die Verblechung einer Längsseite erneuert werden. Auch an der Innenverkleidung wurde bereits begonnen.
Von der Stuttgarter Straßenbahnen AG konnte im Mai deren Arbeitswagen 2099 übernommen werden. Das 1969 auf dem Fahrgestell eines 1950 erbauten Beiwagens aufgebaute kompakte Fahrzeug verfügt über eine nach zwei Seiten kippbare Lademulde und einen Kran. Es wird nach Abschluss einiger notwendiger Arbeiten wertvolle Dienste im Gleisbau leisten.
An den betriebsfähigen Fahrzeugen wurden Fristarbeiten und kleinere Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt.