Härtsfeldbahn-Anzeiger

Ausgabe 2/2000

15 Jahre Härtsfeld-Museumsbahn e.V.

Der Kampf um den Wiederaufbau

Lange Jahre sollte es dauern und große Hürden waren zu überwinden, bis endlich der Weg frei war für eine Museumsbahn Neresheim - Sägmühle.

Vorgespräche und Planung

Nach dem Aufbau der Fahrzeugsammlung galten die Aktivitäten der Härtsfeld-Museumsbahner der Planung des Streckenbaus. Denn eines war sicher: Die Härtsfeldbahn sollte wieder fahren.
Während in Neresheim die Gleisanlage wuchs und an der Restaurierung der Fahrzeuge gearbeitet wurde, liefen die Planungen auf Hochtouren. Auf der Basis der alten Bahnunterlagen wurde in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Dr. Brenner und Münnich die neu zu bauende Strecke geplant.

Finanzierung

Im September 1990 zeichnete sich eine Lösung für die Finanzierung ab: Das Land Baden-Württemberg war bereit, den Streckenbau aus dem Förderprogramm "Ländlicher Raum" zu bezuschussen. Auch der Ostalbkreis und die Stadtgemeinde Neresheim erklärten sich bereit, einen Teil der Finanzierung zu übernehmen. Ein Drittel der Kosten schließlich sollte durch den Härtsfeld-Museumsbahn e.V. aufgebracht werden. Dazu wurde die Aktion Gleisbausteine ins Leben gerufen. Mit 50,- DM je Meter Gleis kann so jeder seinen Teil zum Wiederaufbau beitragen. Dafür gibt es eine dekorative Urkunde.

Planfeststellung und Klosteracker

Mit dieser Zusage im Rücken wurde das Planfeststellungsverfahren eingeleitet.
Als große Hürde erwies sich der Erwerb des unmittelbar an das Bahnhofsgelände angrenzenden Grundstücks. Dieses wurde nach Einstellung der Härtsfeldbahn an das Kloster Neresheim verkauft. Dieses führte zahlreiche Argumente ins Feld, die gegen einen Wiederaufbau der Bahn sprachen.
Doch es gelang, alle Bedenken auszuräumen und so kam es am 16. November 1995 zu einem Notartermin, an dem der untere Teil des Klosterackers an den Härtsfeld-Museumsbahn e.V. und die Stadt Neresheim verkauft wurde.

Neue Gesetzeslage

Mittlerweile hatte der Baden-Württembergische Landtag das "Gesetz zur Umsetzung der Bahnstrukturreform und zur Gestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs in Baden-Württemberg" beschlossen. Dies brachte es mit sich, dass jeder weitere Bearbeitungsschritt neu war und erst nach sorgfältigster Prüfung abgeschlossen werden konnte.
Dann endlich war der Weg frei für den Abschluss des Planfeststellungsverfahrens. Im Rahmen des Tags der offenen Lokschuppentür wurde feierlich der erste Spatenstich vollzogen. Am 20. Juni 1996 erteilte das Verkehrsministerium Baden-Württemberg dem Verein und der aus rechtlichen Gründen notwendig gewordenen Härtsfeldbahn Betriebs-GmbH die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke Neresheim - Sägmühle. Unmittelbar darauf wurde mit dem Wiederaufbau begonnen.

Jürgen Ranger

Unser Messias kommt ins Schwabenalter

16.200 mm lang, 2.950 mm breit, 70 Sitzplätze und zwei Büssing-U11D-Motoren mit je 210 PS. Das sind die wichtigsten technischen Daten unseres jüngsten Fahrzeugs, des Triebwagens T 37.
Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts lösten auf den Nebenbahnen moderne Triebwagen die dort noch in großer Zahl verkehrenden Dampfloks ab. Während bei der Härtsfeldbahn im Rahmen der "Verdieselung" die Triebwagen T 30 und T 31 zum Einsatz kamen, wurde bei der Deutschen Bundesbahn der Schienenbus als Retter der Nebenbahnen gefeiert. Bei regelspurigen Privatbahnen setzte sich ein von MAN entwickelter zweiachsiger Leichttriebwagen durch.
Mit der Bezeichnung VT 14 bestellte 1959 die Südharz-Eisenbahn eine meterspurige Variante des MAN-Typs. Statt den zwei Achsen erhielt der Triebwagen zwei Drehgestelle. Aus Platzgründen wurden die Einstiege vom Fahrzeugende zur Mitte hin verlegt.
Es entstand ein Schmalspurfahrzeug, das den Ansprüchen der Kurgäste, die ihren Kurort Braunlage von Walkenried aus erreichen wollten, voll entsprach.
VT 14 wurde im Frühjahr 1960 ausgeliefert. Seine Abnahme fand am 14. September 1960 statt. Gerade einmal gut zwei Jahre konnten sich die Kurgäste an ihm erfreuen, dann wurde der Personenverkehr der Südharz-Eisenbahn eingestellt. Ein weiteres Jahr wurde VT 14 im Güterverkehr eingesetzt. Schließlich musste er noch beim Abbau der Bahn mithelfen.
Am 1. Mai 1964 stießen bei Katzenstein die Härtsfeldbahn-Triebwagen T 30 und T 31 zusammen. Der eigentlich für die Nebenbahn Amstetten - Laichingen vorgesehene VT 14 wurde kurzerhand nach Neresheim umgeleitet und konnte dort nach einigen Adaptionsarbeiten am 29. Juni 1964 in Betrieb gehen. Da er die Härtsfeldbahn aus ihrer Not erlöst hatte, erhielt er den Spitznamen "Messias".
Der nun als T 37 bezeichnete Triebwagen wurde bis zur Einstellung der Härtsfeldbahn überwiegend im Sonntagsverkehr eingesetzt.
1973 kam er zur Nebenbahn Amstetten - Laichingen, wo er noch bis 1984 verkehrte und dann kurz vor Einstellung dieser Bahn abgestellt wurde.
Am 26. Mai 1987 traf er wieder in seiner langjährigen Heimat Neresheim ein. Zum 90jährigen Jubiläum der Härtsfeldbahn erhielt er eine neue Lackierung, die leider in den letzten Jahren schwer gelitten hat. Doch mit der technischen Aufarbeitung wurde bereits begonnen und eines Tages wird T 37 wieder wie in früheren Jahren an Sonntagen über's Härtsfeld fahren.

Jürgen Ranger

Gleisbau aktuell

Der Schienenstrang erreicht den Endpunkt

"Hurra, wir haben das erste Nahziel, die Sägmühle, erreicht!" Der Jubelschrei der Gleisbauer kam am Samstag, den 29. April dieses Jahres um 16.00 Uhr. Das letzte Gleisjoch war unmittelbar vor dem Weg von der Sägmühle zum Hochstatter Hof eingebaut worden. Damit hat der Gleisstrang die stattliche Länge von 3.000 Metern erreicht.
In den folgenden Wochen konnte auch das Umfahrgleis fertiggestellt werden. Am 27. Mai um 17.30 Uhr wurde im Bahnhof Sägmühle die letzte Schraube angezogen. Seither markiert auch ein Schwellenkreuz mit einem Schutzhalt-Signal Sh 2 das Gleisende.
Beinahe auf den Tag genau vier Jahre hat es nun gedauert bis alle Gleise lagen. Über 200 Gleisjoche mussten die Härtsfeldeisenbahner bauen. In dieser Zeit sind auch zwei Bahnübergänge neu gebaut und eine Brücke grundsaniert worden.
Doch damit ist die Härtsfeld-Museumsbahn noch nicht fertig. Es fehlt noch der Schotter zwischen den Schwellen. Außerdem müssen die Bahnsteige am Haltepunkt Steinmühle und am Bahnhof Sägmühle errichtet werden. Weitere Baumaßnahmen sind in Neresheim geplant. Dort wird ein Zufahrtsgleis zu der Arbeitsgrube im ehemaligen Lokschuppen entstehen.

Fahrzeugbestand und Stand der Arbeiten an unseren Fahrzeugen

Dampflokomotiven Nr. 11 und Nr. 12

Triebwagen T 33
Der Triebwagen wird zum Streckenbau eingesetzt.

Triebwagen T 37
Die Verkabelungsarbeiten dauern an. Mit der Aufarbeitung eines Führerstandes wurde begonnen. Mehrere Sitzpolster wurden überarbeitet und neu bezogen.

Triebwagenanhänger TA 101
Die Bremsanlage wurde aufgearbeitet und in Teilen bereits wieder eingebaut.

Triebwagenanhänger TA 103

Personenwagen HMB 1
Die Bremsanlage wird nach alten Unterlagen neu angefertigt. Die wesentlichen Teile sind bereits eingebaut. Am Rahmen wurden die Versteifungen der Pufferbohlen vernietet.

Personenwagen HMB 2

Personenwagen HMB 6 (Fahrgestell)

Personenwagen HMB 7
Die Zug- und Stoßvorrichtungen sind nun auf beiden Seiten montiert. Der Wagenkasten erhält eine vollständige Neulackierung. Dazu wurde die alte Farbe komplett entfernt.

Gedeckter Güterwagen Gw 153

Hilfspackwagen Pw 154 (Fahrgestell)

Pufferwagen Gw 155

Gedeckter Güterwagen Gw 156

Schotterwagen Ommt 184
Die umgespurten Achsen sind mittlerweile eingebaut. Die Bremsanlage wurde grundlegend erneuert und wieder eingebaut. Das gesamte Fahrzeug wurde entrostet und grundiert. Der Schotterwagen wird als Gleisbaufahrzeug dringend benötigt. Wie bei allen Arbeitsfahrzeugen wird der Aufbau gelb lackiert.

Offener Güterwagen Ow 301
Noch fehlende Beschriftungen wurden angebracht.

Offener Güterwagen Ow 303

Rungenwagen Rw 322

Rollböcke 2, 5, 6 und 24

Schneepflug (ex T 30/31)

Aufenthalts- und Ausstellungswagen (ex RhB 4042)

Kleinfahrzeuge Klv 30, Kla 01,
Handhebeldraisine

Mobilkran, Radlader, VW-Transporter


deutsch [ vorherige Seite ]
english [ previous page ]

Copyright © 2000 Gerald Stempel, Gerald.Stempel@t-online.de
[ Letzte Aktualisierung 02.07.2000 Gerald Stempel ]