Sie galt als eine der spektakulärsten Bahnlinien in Deutschland und
als Prototyp der Schwäbischen Eisenbahn: die Härtsfeldbahn. Von
Aalen aus überwand sie die Ostalb in vielen Kurven wie eine
Gebirgsbahn.
Atemberaubend waren die Fahrt über das Viadukt und durch den
Wallenhau-Tunnel. Auf der Höhe angekommen ging die Fahrt durch Wälder,
vorbei an Wacholderheiden und an Getreidefeldern.
Der Betriebsmittelpunkt - die "Centralstation" - lag in Neresheim, unmittelbar am Fuße des Ulrichsbergs mit dem weltweit bekannten barocken Benediktiner-Kloster. Von hier aus folgte die Härtsfeldbahn dem idyllischen Egautal und erreichte nach 55,5 km ihren Endpunkt Dillingen in Bayern.
1972 wurde die Bahn eingestellt. Fast auf den Tag genau 100 Jahre nach
Eröffnung der Bahn ist es dem Härtsfeld-Museumsbahn e.V.
gelungen, einen kurzen Streckenabschnitt wieder in Betrieb zu nehmen.
Der Zuspruch bei den Eröffnungsfeierlichkeiten am 20. und 21. Oktober
2001 war riesig. Die neuen Härtsfeldbahner wurden von einer
begeisterten Öffentlichkeit nahezu überrannt. Alles in allem
wurden an zwei Wochenenden fast 2.000 Fahrgäste befördert!
Fast wie vor hundert Jahren verlief die Eröffnungsfeier, die mit
einem Salutschuss der Neresheimer Bürgerwehr begann. Einige hundert
Personen hatten sich in Neresheim am Lokschuppen eingefunden. Die
Stadtkapelle intonierte einen Marsch, der zu den zahlreichen Grußworten
überleitete. Den neuen Härtsfeldbahnern wurde "stets der
notwendige Dampf" und "genügend Kohle" gewünscht.
Mehrfach wurde der baldige Weiterbau der Strecke in Richtung Dischingen
angesprochen.
Ein Festvortrag galt der Bedeutung der Härtsfeldbahn für
Neresheim und Umgebung. Danach ging es in einem Umzug zum Bahnsteig vor
dem Bahnhofsgebäude. Dort angekommen freute sich die Festgemeinde über
die Einfahrt des Sonderzuges mit der schön geschmückten
Dampflokomotive. Der Abt des Klosters Neresheim gab der Bahn den
geistlichen Segen und wünschte ihr stets "Gute Fahrt!".
Dann hieß es "Einsteigen bitte!". In historischen
Uniformen waren Zugführer und Schaffner den Festgästen
behilflich. Ein weiterer Salut der Bürgerwehr, ein Musikstück
der Stadtkapelle und die Melodie von der Schwäbischen Eisenbahn,
gespielt von einem Drehorgelmann, begleiteten die Museumsbahn bei ihrer
ersten Fahrt, die zu einer wahren Triumphfahrt durch das idyllische
Egautal wurde.
Auf der ganzen Strecke hatten sich Fotografen postiert. Autos drosselten
ihre Geschwindigkeit. Man winkte sich gegenseitig zu. Die Freude über
die wiedererstandene Bahn war unverkennbar. Problemlos funktionierte die
Schrankenanlage. Der Zwischenhalt am Haltepunkt Steinmühle wurde
positiv aufgenommen. Dann ging es hinüber über die Egaubrücke
und in gemächlichem Tempo durch das Landschafts- und
Naturschutzgebiet Kalkwerk/Egautal.
Die Einfahrt in den Bahnhof Sägmühle wurde von Böllerschüssen
begleitet. Ein langes Bufett, betreut von Trachtenmädchen, erwartete
die Festgäste. Währenddessen setzte sich die Dampflokomotive
unter eindrucksvoller Dampfentwicklung an das andere Ende des Zuges.
Schließlich mahnte ein langanhaltender auf- und abschwellender Pfiff
der Lokomotive die Fahrgäste zum Einsteigen und dann ging es wieder
zurück nach Neresheim. Die neue Härtsfeldbahn war eröffnet.
Von nun an wird es von Mai bis Oktober einen regelmäßigen Museumsbahn-Fahrbetrieb geben. Jeweils am ersten Sonntag eines Monats und an einigen Feiertagen werden dann wieder Züge über das Härtsfeld verkehren.
Jürgen Ranger
1924 | Erste dieselelektrische Vollbahnlokomotive, gebaut für die UdSSR. Zur Erprobung der Lok mit 1524 mm Spurweite wird ein Lokomotivprüfstand aufgestellt. |
1926 | Erstmalige Lieferung der Einheitslokomotive Baureihe 44 für die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG). Bis 1957 werden 568 Einheitslokomotiven der Baureihen 23, 41, 42, 44, 50, 50 ÜK, 52, 64, 82 und 86 an die DRG bzw. an die DB geliefert. |
1928 | Die Elektrotechnische Abteilung Cannstatt wird an die AEG verkauft. |
1929 | Ablieferung der gemeinsam mit MAN entwickelten Dieseldruckluft-Lokomotive V32 01 (später V 120 001) an die DRG. Die Lokomotive wird ein Jahr später bei der Weltkraft-Konferenz in Berlin präsentiert. |
1933 | Beginn der Lieferung Elektrischer Triebzüge für den Vorortverkehr Esslingen - Stuttgart - Ludwigsburg der DRG (ET 65 und ES 65). |
1935 | Der Schnelltriebzug elT 1900 (später ET 11 01) wird als schönster Triebwagen, den die ME je baute auf der Jahrhundert-Ausstellung der deutschen Eisenbahnen in Nürnberg gezeigt. Der Triebwagen steht heute im DGEG-Eisenbahnmuseum Neustadt/Weinstraße. |
1941 | Lieferung der zwei größten und leistungsfähigsten elektrischen Zahnradlokomotiven der Welt für den Braunkohlen-Abbau der Grube Riebeck bei Halle/Saale (System Riggenbach). |
Zum Jahresende tritt Oberingenieur Otto Günther nach 38 Dienstjahren in der ME, davon 31 Jahre als Bürovorstand im Lokomotiv-Konstruktionsbüro, in den Ruhestand. Sein Sohn Herbert wird 1949 Vorstand der Württembergischen Nebenbahnen AG (WN) und der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG). | |
1945 | Wegen des verlorenen Krieges wird ein Neubau-, Konstruktions- und Export-Verbot der deutschen Lokomotiv-Industrie auferlegt. |
1946 | Lieferung von 12 Oberleitungslokomotiven zum Abtransport der Trümmer aus der kriegszerstörten Stadt Stuttgart. Von der Miltiärregierung wird für den Bau dieser Lokomotiven eine Sondergenehmigung erteilt. Eine dieser Lokomotiven befindet sich heute im Straßenbahnmuseum Stuttgart-Zuffenhausen. |
1949 | Das Neubau-Verbot für Lokomotiven wird aufgehoben. Für die Deutsche Eisenbahn-Betriebsgesellschaft, die WEG und andere deutsche Privatbahnen wird ein vierachsiger Dieseltriebwagentyp entworfen. |
1952 | Auftrag zur Lieferung von 23 sechsachsigen meterspurigen Lokomotiven für Brasilien. Die ersten werden bereits im August 1953 in Dienst gestellt. |
15. August: Kleine Werkfeier anläßlich der Ablieferung der 5.000sten Lokomotive, einer dreifach gekuppelten Diesellokomotive für die Schwedische Staatsbahn. | |
1954 | Lieferung von zwei Dampfzahnradlokomotiven System Abt für Argentinien. Es sind die leistungsfähigsten meterspurigen Zahnradlokomotiven der Welt. |
Lokgeschichte: Dietrich Adolf Braitmaier
Werksgeschichte: Jürgen Ranger
Im Museumsbahnbetrieb kommen ein Dampfzug aus der Zeit der Jahrhundertwende und ein Triebwagenzug aus den Fünfziger Jahren zum Einsatz. Sie erleben Fahrbetrieb ganz wie früher bei der Härtsfeldbahn!
gebaut 1913 bei der Maschinenfabrik Esslingen für die Härtsfeldbahn.
gebaut 1934 bei der Waggonfabrik Wismar für die Kleinbahn Bremen - Tarmstedt, modernisiert 1960 - 1964 bei der Firma Auwärter für die Härtsfeldbahn.
gebaut 1901 bei Herbrand für die Härtsfeldbahn, modernisiert 1955 bei Auwärter.
gebaut 1896 bei der Maschinenfabrik Esslingen für die Filderbahn. Zwei ähnliche Wagen waren bei der Härtsfeldbahn im Einsatz.
gebaut 1888 bei der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft für die Brünigbahn. Vier solche Wagen waren bei der Härtsfeldbahn im Einsatz
und
gebaut 1901 bei der Süddeutschen Waggonfabrik Kelsterbach für die Nebenbahn Amstetten - Laichingen.
Weitere historische Schmalspurbahn-Fahrzeuge (darunter viele ehemalige Härtsfeldbahn-Fahrzeuge) können in Neresheim besichtigt werden: