Über ein Viertel Jahrhundert hinweg lieferte die Waggonfabrik
Aktien-Gesellschaft vormals P. Herbrand & Co. in Köln-Ehrenfeld
ihre Fahrzeuge an zahlreiche Klein- und Privatbahnen. Darunter befand sich
auch ein Personenwagen-Typ, den Herbrand von etwa 1883 bis 1909 in fast
250 Exemplaren mit geringfügig abweichenden Maßen, teilweise
abweichender Drehgestell-Konstruktion, leicht unterschiedlicher
Fensterteilung und etwas variierenden Wagendächern an zahlreiche
Schmalspurbahnen in Deutschland lieferte.
Es ist nicht verwunderlich, dass auch die Härtsfeldbahn von diesem
renommierten Hersteller mit Fahrzeugen ausgestattet wurde. Die Wagen der Härtsfeldbahn
waren allerdings mit 2.700 mm ungewöhnlich breit, hatten hoch gewölbte
Dächer und mit ihren 12 Fenstern ein freundliches helles
Wageninneres.
Ursprünglich war eine Beschaffung von vier Wagen II./III. Klasse und
drei Wagen III. Klasse geplant. Es erfolgte dann aber eine Bestellung von
drei Wagen II./III. Klasse und vier Wagen III. Klasse.
Die sehr gefälligen Wagen scheinen auch für Herbrand ein Aushängeschild
gewesen zu sein. Immerhin wurde der gemischtklassige Wagen 3 im Jahr 1902
stolz auf einer Gewerbeausstellung in Düsseldorf präsentiert.
Eben jener Wagen gibt Rätsel auf, denn er verschwand schon etwa 1908
von den Gleisen der Härtsfeldbahn. Da das auffällige Fahrzeug
bislang auf keiner anderen Bahn nachgewiesen werden konnte, muss
angenommen werden, dass es bei dem Unfall am 26. Juli 1908 bei Zöschlingsweiler
so beschädigt wurde, dass eine Verschrottung unausweichlich war.
Ein weiterer Wagen III. Klasse wurde 1910 an die Albtalbahn (Karlsruhe
Herrenalb) abgegeben. Dort erhielt er die Nummer 86 und wurde 1961
verschrottet. Bei der Härtsfeldbahn verblieben die
II./III.-Klass-Wagen 1 und 2 sowie die III.-Klass-Wagen 3, 6 und 7. Warum
es einen Wagen mit der Nummer 3 zwei Mal gegeben hat und welche Nummer die
spätere 3 ursprünglich hatte, konnte bislang leider nicht
festgestellt werden.
Nach Fliegerangriffen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und Plünderungen
in den schweren Jahren 1946 und 1947 scheinen die einst stolzen Wagen ein
trauriges Bild geboten zu haben. Doch trotz der Beschaffung von vier
altbrauchbaren Wagen von der schweizerischen Brünigbahn konnte man
auf sie nicht verzichten.
Im Winter 1953/1954 erhielten die Wagen 1 und 3 bei Auwärter in
Stuttgart-Möhringen einen modernen hellen Wagenkasten mit bequemen
Polstersitzen. Sie wurden als Triebwagenanhänger 101 und 103 bis zum
Ende der Härtsfeldbahn 1972 eingesetzt. Danach gelangten sie zur
Nebenbahn Amstetten Laichingen, wo sie bis zur Einstellung auch
dieser Strecke 1985 eingesetzt wurden. Beide Wagen sind heute wieder in
Neresheim. Wagen 101 konnte wieder in Betrieb gesetzt werden. Wagen 103
wartet in schlechtem Zustand auf seine Aufarbeitung.
Die Wagen 2, 6 und 7 waren als Betriebsreserve für Sonderzüge
und bei Veranstaltungen noch bis etwa 1964 im Einsatz. Danach standen sie
lange Jahre in Aalen und boten ein immer traurigeres Bild bis sie dann
1971 von einer Recyclingfirma entsorgt wurden.
Jürgen Ranger
Leider sind Original-Personenwagen der Härtsfeldbahn nicht mehr
vorhanden. Sie wurden alle zerlegt oder mit modernen Aufbauten versehen.
Um dennoch ein authentisches Bild eines typischen Härtsfeldbahn-Zuges
zu bieten, müssen also Kompromisse geschlossen werden. Das
Museumskonzept des Härtsfeldbahn-Museums formuliert dies so: Ein
Personenzug sollte aus mehreren zwei-, drei- und vierachsigen Fahrzeugen
bestehen, die möglichst baugleich mit Fahrzeugen der ehemaligen Härtsfeldbahn
sind.
Mit den zweiachsigen Wagen der Zahnradbahn Stuttgart Degerloch und
mit den dreiachsigen BrünigbahnWagen konnten in den vergangenen
Jahren baugleiche Fahrzeuge ausfindig gemacht, übernommen und
teilweise bereits betriebsfähig aufgearbeitet werden. Nicht ganz so
einfach erwies sich dieses Vorhaben bei den vierachsigen Personenwagen.
Baugleiche Wagen waren nicht bekannt und der Neubau eines Fahrzeugs
erschien nicht umsetzbar.
Überraschenderweise ergab sich vor einigen Jahren doch noch eine Möglichkeit,
diese Sammlungslücke durch ein Fahrzeug zu füllen, das den
ehemaligen Härtsfeldbahn-Personenwagen zumindest ähnlich sieht:
Von der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahn-Geschichte e.V. (DGEG)
konnte der ehemalige Personenwagen C4 131 der Oberrheinischen
Eisenbahn-Gesellschaft (OEG) übernommen werden.
Der heutige Wagen HMB 5 wurde 1909 von Herbrand an die Süddeutsche
Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) geliefert. Dort erhielt er die Nummer C4 256
und wurde auf der am 1. Mai 1909 eröffneten Strecke Käfertal
Heddesheim (bei Mannheim) eingesetzt. 1911 brachte die SEG den Wagen in
die neu gegründete Oberrheinischen Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG)
ein.
Ende der zwanziger Jahre wurden die OEG-Wagen mit den nunmehr üblichen
Scharfenbergkupplungen ausgerüstet. Um den Fahrgästen den Ruß
auf den Plattformen zu ersparen, entschloss sich die OEG, die Plattformen
einiger Wagen verschließen zu lassen. Wann unser Wagen umgebaut
wurde, kann nicht mehr festgestellt werden. Auch der Umfang des Umbaus ist
nicht mehr nachvollziehbar. Zumindest scheint der Wagen ein neues, stark
gewölbtes Dach statt des alten Laternendachs und geschlossene Endbühnen
erhalten zu haben. 1948 erhielt der Wagen die Nummer 131. Etwa 1952
erhielt der Wagen einen cremefarbenen Neulack. Bereits ein gutes Jahrzehnt
später, 1964, richtete die OEG einen kompletten Dampfzug für
Sonderfahrten her. Darunter befand sich auch Wagen 131, der nun seine
ursprüngliche grüne Farbgebung zurückerhielt. In den
folgenden zwei Jahren kam es zu einigen wenigen Einsätzen anläßlich
verschiedenster Jubiläen.
Zu Anfang des Jahres 1968 ging der Dampfzug außer Wagen 114, der
verschrottet werden musste, in den Besitz der DGEG über. Wagen 112
wurde an den Deutschen Eisenbahn-Verein (DEV) weitergereicht. Dampflok 102
und Wagen 131 wurden Mitte 1969 nach Bochum-Dahlhausen ins Museum der DGEG
gebracht.
Nach langer Suche konnten in der OEG-Wagenhalle Viernheim die
DGEG-Schmalspurfahrzeuge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Darunter befand sich auch Wagen 131. Am 18. Oktober 1975 traf er
in Viernheim ein. Das Rhein-Neckar-Museum für Schmalspurfahrzeuge in
Viernheim öffnete am 25. September 1976 seine Tore. Während des
Bestehens des DGEG-Museums kam der Wagen zeitweise sogar im Museumsbetrieb
zum Einsatz.
Anfang 1988 wurde Wagen 131 an die IG Brohltal-Schmalspurbahn e.V.
vermietet und nach Brohl transportiert. Nach einer Untersuchung am 30.
April 1988 wurde er als Beiwagen im Vulkan-Expreß
eingesetzt.
Die fehlenden Übergangsmöglichkeiten zu anderen Wagen machten
sich mehr und mehr negativ bemerkbar. Wagen 131 wurde daher schon bald nur
noch zu besonderen Anlässen, insbesondere zur Beförderung von
Gruppen verwendet. 1996 wurde er in Brohl abgestellt.
Etwas überraschend wurde 1999 der Wagen von der DGEG dem Härtsfeld-Museumsbahn
e.V. angeboten. So ein Angebot ist auch heute nicht gerade selbstverständlich
und die Aktiven des HMB fühlten sich daher überaus geehrt. Nach
eingehender Prüfung stand fest, dass der Wagen die Lücke in der
Fahrzeugsammlung sehr gut füllen würde.
Für den Ankauf konnte das Möbelhaus Rieger als Spender geworben
werden. Am 5. Juli 2000 wurde Wagen 131 von Brohl nach Neresheim
transportiert. Bei der Besorgung des Transportfahrzeugs und der Verladung
war freundlicherweise die IG Historischer Schienenverkehr e.V.
(Selfkantbahn) behilflich.
Wagen 131 unterschied sich von dem Härtsfeldbahn-Wagentyp am auffälligsten
durch die teilweise geschlossenen Endbühnen. Ursprünglich wiesen
diese jedoch eine große Ähnlichkeit mit denen der Härtsfeldbahn-Wagen
auf. Auch bei den Fenstern gab es einen Unterschied: Während die Härtsfeldbahn-Wagen
über 12 gleich breite Fenster verfügten, wies der OEG-Wagen 4
schmale und 4 breite Fenster auf, wobei die breiten Fenster den Raum
zweier schmaler Fenster einnahmen.
Weniger auffällig waren der etwas schmälere Wagenkasten und die
anders platzierte Zwischenwand.
Nach sorgfältiger Abwägung erschien ein Kompromiss möglich,
der sowohl das museale Ziel des Bewahrens als auch das museale Ziel der Präsentation
eines Härtsfeldbahn-Erscheinungsbilds aufrecht erhielt. Dazu wurden
folgende Restaurierungs-Ziele formuliert:
Im Rahmen der gesteckten Ziele soll daher das Ziel sinnvoller
Freizeitbetätigung, Kommunikation mit Gleichgesinnten und einer
gewissen Selbstverwirklichung berücksichtigt werden.
Ergebnis der Restauration war ein Fahrzeug, das das Erscheinungsbild
eines Härtsfeldbahn-Wagens gut wieder gibt. Die größten
Eingriffe wurden an der Verkleidung der Endbühnen und an den Fenstern
vorgenommen. Beides war in einem nicht erhaltenswürdigen Zustand.
Damit konnte die erhaltbare historische Substanz weitgehend erhalten
werden.
Für den Museumsbahn-Betrieb steht damit nun ein weiterer authentisch
wirkender Wagen zur Verfügung
Jürgen Ranger
Die Herbrand-Personenwagen hatten ein bauchiges Dach, viele Fenster und
waren innen im Verhältnis 2/3 zu 1/3 geteilt. Von den Fenstern waren
nicht alle zu öffnen. Manchmal, wenn ein Fenster nicht richtig fest
war, fiel es von alleine mit einem Rums nach unten. Die Beleuchtung
erfolgte durch Petroleumlampen. Wenn es dunkel wurde, kam der Schaffner
und zündete die Lampen an. Das Licht war nicht besonders hell. Man
konnte die Köpfe der Fahrgäste gerade so ausmachen.
Im Zweiten Weltkrieg mussten die Züge verdunkelt fahren. Neben der
Lampe in der Zwischenwand gab es nun nur noch eine weitere Lichtquelle:
die glühenden Zigaretten der Fahrgäste. Bei Fliegerangriffen
wurden die Wagen stark beschädigt. Kaum mehr eine Fensterscheibe
blieb ganz. Die Öffnungen wurden mit Brettern verschlossen. Die von
Geschossen durchschlagenen Sitzbänke hatte man mit Stechbeiteln und
Feilen so bearbeitet, dass man wieder darauf sitzen konnte. Die
Lederriemen waren verschwunden. Was man damit wohl angefangen hatte? Es
war eine schlimme Zeit voller Hunger und Armut.
Trotz Verbotschildern in den Wagen gab es viele, die auf den Boden
spuckten und dies dann mit dem Schuh verrieben.
Geheizt wurde nur, wenn genügend Dampf zur Verfügung stand.
Bergauf wurde die Dampfheizung abgeschaltet. Die Arbeiter, die in
Unterkochen zustiegen, schimpften oft, da der Zug regelmäßig zu
spät kam, sie dann in den Wagen stehen mussten und es darin auch noch
kalt war. Man hörte es richtig, wenn der Dampf kam. Die Wagen wurden
dann auch sehr schnell gemütlich warm.
Hin und wieder kam es vor, dass ein Bauernknecht sein Geld vertrunken
hatte und die Fahrkarte nicht bezahlen konnte. Eines Tages stieg in
Lauingen ein angetrunkener Bauernknecht aus Reistingen zu. Die
Unterhaltung mit dem Schaffner Felix Holster war nicht gerade freundlich:
Fahrkart! soll der Schaffner gesagt haben und der
Bauernknecht: I hao koi Geld et. I zahl et. Der Schaffner
nochmals: Fahrkart!. Der Bauernknecht: Loss me en Rua. I
schlag dr ufd Gosch!.
Was tut der schlaue Härtsfelder in so einem Fall? Nun, der Schaffner
zog sich zurück und auf dem nächsten Bahnhof gab es ein kurzes
Gespräch mit dem Lokführer.
Zuerst einmal heizte der Lokführer den Zug kräftig ein, was die
beabsichtigte Wirkung hervorrief: Der angetrunkene Knecht schlummerte
friedlich ein. Dann kurz vor Reistingen drosselte der Zug seine
Geschwindigkeit und fuhr langsam ohne Pfeifen und Läuten - einfach
weiter. Beim Kalkwerk bei Neresheim kam der Knecht wieder zu sich,
bemerkte, wo er war und fing fürchterlich an zu toben. In Neresheim
angekommen, vollführte er ein Riesentheater, bevor er sich zu Fuß
auf den Heimweg machte.
Manfred Jäger
Mit Rodungsarbeiten zwischen Sägmühle und Iggenhausen begannen
am 7. Oktober 2006 die Arbeiten an der Strecke zum Härtsfeldsee.
Behutsam wurden Bäume und Büsche entfernt. Bei Iggenhausen ist
nun eine Felswand wieder zu sehen, an der sich die Strecke in Zukunft
wieder entlang schlängeln wird.
Aus Stuttgarter wurden etwa 1.200 Schwellen übernommen. Dort wird
die Linie 15 auf normalspurigen Stadtbahnbetrieb umgerüstet. Das nun
vorhandene Material reicht bis kurz nach Iggenhausen.
Nach der Komplett-Erneuerung des Daches Ende 2005 galten die Arbeiten
dem Warteraum und dem ehemaligen Schlafzimmer. Beide Räume waren
durch eindringendes Regenwasser stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Bei der Beleuchtung des Dienst- und des Warteraums wurden noch alte mit
Teer isolierte Kabel vorgefunden. Diese wiesen teilweise bereits
Schmorstellen auf, so dass sie ausgewechselt werden mussten.
Schließlich wurde rechtzeitig vor dem Wintereinbruch auch noch das
Dach des Güterschuppens neu eingedeckt.
Turnusgemäß wird an der Lokomotive eine umfangreiche Hauptuntersuchung durchgeführt. Dazu musste die Lok weitgehend zerlegt werden. Sie wird im Laufe des Jahres 2007 wieder in Betrieb gehen.
Seit der Hauptuntersuchung am 31. Juli 2006 steht der Triebwagen wieder für den Betrieb zur Verfügung.
Das Äußere des Triebwagens wird nach und nach wieder in einen ansehlichen Zustand gebracht. Das Dach erstrahlt wieder in Silber.
Die Druckluft-Bremsanlage wurde auf deutsche Belange umgerüstet. Neue Zug- und Stoßvorrichtungen wurden montiert. Bei einem Motor mussten aufgrund eines Schadens bei der Abschiedsfahrt in der Schweiz zwei Zylinder ausgebaut und die Kolben und Laufbuchsen gerichtet werden.
Der Triebwagenanhänger ist betriebsfähig.
Der Personenwagen ist betriebsfähig.
Der Personenwagen wird seit der Hauptuntersuchung am 31. Juli 2006 in den Dampfzügen eingesetzt.
Der Personenwagen ist betriebsfähig.
Die Güterwagen sind betriebsfähig.
Am Wagenkasten wurden Ausbesserungsarbeiten durchgeführt.
Die für den Schienentransport vorgesehenen Rollböcke 2 und 5 haben eine Hauptuntersuchung erhalten.