NEOPLAN - dieser Markennamen der Möhringer Firma Auwärter
gilt weltweit als Synonym für innovativen Omnibusbau. Die Flexibilität
des Handwerksbetriebs ließ einen weiteren Produktionszweig
entstehen, der heute beinahe in Vergessenheit geraten ist: Die Herstellung
von Eisenbahnfahrzeug-Aufbauten. Bei der Härtsfeld-Museumsbahn sind
mit Triebwagen T 33 und den vier Triebwagenanhängern TA 101, 103, 253
und 254 alle Bauarten vertreten. Mit TA 101 geht 2004 der älteste
erhaltene Auwärter-Eisenbahnwagen wieder in Betrieb.
Triebwagen T 33 mit seinem modernen Aufbau fuhr vor 40 Jahren das erste Mal über das Härtsfeld. Grund genug, das Jahr 2004 unter das Motto Auwärter-Fahrzeuge bei der Härtsfeldbahn zu stellen und die Geschichte dieses interessanten Aspekts württembergischer Eisenbahngeschichte etwas näher zu beleuchten.
Der Fimengründer Gottlob Auwärter wurde 1903
geboren. In seinen Memoiren berichtet er: "Ich habe den Karosseriebau
1923 das erste Mal im elterlichen Betrieb angefangen. Das zweite Mal im
Jahr 1935 bei der Neugründung im eigenen Betrieb in der Vaihinger
Straße. 1945 das dritte Mal nach Kriegsende als Ganzstahl-Ausführung
und im Jahr 1948 das vierte Mal durch die Währungsumstellung von
Rentenmark auf Deutsche Mark."
Ab Mitte der zwanziger Jahre fertigte Auwärter Aufbauten für
Fahrgestelle, Führerhäuser mit Pritschen und - als Meisterstück
- einen Kastenwagenaufbau. Ab 1928 wurden Omnibuskarosserien hergestellt.
"1953 wurde die erste große Betriebshalle gebaut mit 1000 m2
und darin wurden die ersten Eisenbahnwagenaufbauten hergestellt. Dies
machten wir immer im Herbst und Winter, wenn die Saison der
Verkehrsomnibusse zu Ende war. Es wurden auf Tieflader
Eisenbahnwagenfahrgestelle in diese neue Halle überführt und von
uns wurden dann die Waggonaufbauten gefertigt. In jedem Winter machten wir
6 8 Stück, die auf den württembergischen Nebenbahnlinien
(
) eingesetzt wurden." berichtet Gottlob Auwärter in
seinen Memoiren.
Aus einem schwäbischen Familienbetrieb machte Auwärter, der als typisches schwäbisches Schlitzohr galt, einen international erfolgreichen mittelständischen Betrieb mit 1.916 Beschäftigten und einem Umsatz von 745 Millionen DM bei 1.438 produzierten Bussen im Jahr seines Todes 1993. Heute gehört das Unternehmen zum MAN-Konzern.
Die Idee zur Herstellung von Eisenbahnfahrzeug-Aufbauten
entstand aus der Zusammenarbeit mit der Württembergischen
Eisenbahn-Gesellschaft AG (WEG) und der Württembergischen Nebenbahnen
AG (WN). Diese hatten bereits gute Erfahrungen mit Auwärter-Aufbauten
auf Omnibus-Fahrgestelle gemacht. Warum sollte dieses Prinzip nicht auch für
Eisenbahnfahrzeuge funktionieren?
Als Versuch wurde 1952 ein neuer Wagenkasten für den normalspurigen
WEG-Triebwagen T 02 karossiert. Das Ergebnis war sehr
vielversprechend. Es entstand eine Zusammenarbeit zum gegenseitigen
Nutzen. Die Bahnen konnten ihren Wagenpark günstig unter Berücksichtigung
individueller Wünsche, durch die Wiederverwendung altbrauchbarer
Fahrgestelle und durch die Eigenleistung der Werkstätten
modernisieren. Auwärter wiederum konnte die Flaute im Herbst und
Winter überbrücken. Viele dieser Strecken darunter auch
die Härtsfeldbahn wurden durch diese Maßnahme vor der
drohenden Einstellung gerettet.
Dies war nicht zuletzt der Verdienst des Leiters des
maschinentechnischen Dienstes der WEG und WN, Ingenieur Karl Mast sowie
der Mitarbeiter der Werkstätten in Neresheim, Neuffen und Weissach.
In nur einem Jahrzehnt gelang es ihnen, sämtliche Strecken mit
modernem Fahrzeugmaterial auszustatten.
Der Sprung von der durch Weltkrieg und Hamstererzeit
heruntergewirtschafteten Dampfbahn mit Holzklassewagen zu modernen und
bequemen Fahrzeugen war riesig und die Fahrgäste dankten es den
Bahnen. So mancher Passagier soll damals mit Hinweis auf seine gute
Kleidung auf einen Platz in der Polsterklasse bestanden haben. Vorher galt
das Bahnfahren als schmutzige Angelegenheit, zu der man nicht gerade die
beste Kleidung tragen sollte.
Zwischen 1952 und 1970 entstanden gut 40 Eisenbahnfahrzeuge für
Baden-Württembergs Privatbahnen. Andere Kunden konnten leider nicht
gewonnen werden. Im Vergleich mit Fahrzeugen anderer Hersteller fällt
auf, dass Auwärter durch die Adaption von Bauteilen aus dem
Omnibus-Bau sehr moderne Fahrzeuge baute. So dürfte Auwärter zu
den ersten Herstellern gehören, die die heute üblichen Außenschwenktüren
im Eisenbahnfahrzeugbau verwendet haben. Diese Türen haben gegenüber
den sonst üblichen Türen den Vorteil, daß sie die Türöffnung
ganz freigeben und durch das Öffnen nach Außen den Fahrgästen,
die aussteigen wollen, den Weg auf den Bahnsteig freimachen.
Zeitgleich mit dem Eintritt von Gottlob Auwärters Sohn
Albrecht entstand 1961 eine neue Montagehalle. Darin wurde ein
Dreischienengleis eingebaut, auf dem fortan die Eisenbahnfahrzeuge
montiert wurden. Die Meterspurgleise werden auch heute noch zum Transport
von Karosserien benutzt, da die Montage der Räder erst später
erfolgt. Ein NEOPLAN-Bus kommt also sozusagen als Meterspurfahrzeug auf
die Welt.
Die im Lauf der Jahre entstandenen Fahrzeuge lassen sich in mehrere
Generationen einteilen. Die ersten im Winter 1954/1955 für die Härtsfeldbahn
gebauten Wagen TA 1 (später 101) und 3 (103) hatten geschlossene
Wagenenden und Mitteleinstiege mit Schiebetüren. Bald schon ging man
dazu über, Wagen mit Übergängen passend zu den
3yg-Umbauwagen der Deutschen Bundesbahn zu bauen. Statt den Schiebetüren
wurden Falttüren eingebaut. Die Einstiege wanderten an die
Wagenenden. Nach vorhandenen Plänen entstanden so im Winter 1962/1963
die Triebwagenanhänger TA 253 und 254. Passend zu den 1956 von Fuchs
gebauten Triebwagen T 30 / 31 entwickelte Auwärter Anfang der
Sechziger Jahre eine auch heute noch modern wirkende Karosserieform. Diese
wurde erstmals im Winter 1961/1962 bei Triebwagen T 33 verwirklicht.
Daraus entstand ein zweiachsiger Standardtyp: Mit 4 Trieb- und
8 Bei- und Steuerwagen auf neu gebauten Fahrgestellen konnten sich WEG und
WN bereits 1963 endgültig von der Dampflokzeit verabschieden.
Die große Zeit der Auwärter-Fahrzeuge ist
inzwischen vorbei. Seit Anfang der achtziger Jahre wurden die Auwärter-Fahrzeuge
aufgrund von Modernisierung oder Stilllegung von Strecken auf das
Abstellgleis verbannt.
Der Härtsfeld-Museumsbahn e.V. bewahrt mit seinen Auwärter-Fahrzeugen
ein interessantes Stück Technik-Geschichte aus der
Wirtschaftswunderzeit. Die Fahrzeuge stehen aber auch als Zeitzeuge für
die Rettung der Härtsfeldbahn in den Fünfziger Jahren und damit
für den Gedanken, dass der Betrieb einer modernen Eisenbahn auch in ländlichen
Gebieten volkswirtschaftlich sinnvoller ist als die Verlagerung sämtlichen
Verkehrs auf die Straße.
Jürgen Ranger
im Härtsfeldbahn-Anzeiger 2/2003
Neun Fahrzeuge unserer Sammlung wurden von der Maschinenfabrik Esslingen (ME) gebaut. Doch nicht nur für württembergische Bahnen, sondern in die ganze Welt wurden Esslinger Erzeugnisse geliefert.
Die Härtsfeldbahn bekam dabei zeitweise eine besondere Bedeutung, denn sie war für Testfahrten schmalspuriger Fahrzeuge gut geeignet. So waren zwischen 1954 und 1969 immer wieder Exoten auf dem Härtsfeld anzutreffen. Darunter befanden sich auch Esslinger Triebfahrzeuge für die Schmalspurbahnen auf Mallorca (Spanien) und auf dem Peloponnes (Griechenland).
1920-1930 | Die Deutsche Reichsbahn beschafft von der ME 360 kurzgekuppelte Durchgangswagen Litera Ci+Ci. Dabei handelt es sich um eine Konstruktion von Dr.-Ing. Eugen Kittel. Es gab eine "Holz"- und eine "Polster-klasse". Wagen dieser Bauart - auch Vorortwagen genannt - standen bis nach dem II. Weltkrieg im Einsatz. Von den 1930 gelieferten 34 Einzelwagen wurde ein Großteil 1933 als Mittelwagen für die Vororttriebwagen ET 65 und Steuerwagen ES 65 umgebaut. |
1935 | Lieferung von zwei modernen Zahnradbahn-Triebwagen der SSB (Tw 101 und Tw 102). |
1940 | Mit der Fabrik-Nummer 20.000 wird am 15. August 1940 ein vierachsiger Dieseltriebwagen mit zwei Antriebsanlagen à 180 PS für die Eisenbahn AG Schaftlach - Gmund - Tegernsee geliefert. |
1945-1965 | "Die ( ) einsetzende Neuentwicklung von Reisezugwagen der Deutschen Bundesbahn ( ) (ist) gekennzeichnet durch die große geführte Fahrzeuglänge mit vergrößertem Drehzapfenabstand und die Verwendung schraubengefederter Drehgestelle der Bauart Minden-Deutz." (Messerschmidt) |
1949 | Entwicklung eines Entwurfes eines vierachsigen Dieseltriebwagens. |
1951-1961 | Lieferung von 31 Dieseltrieb- und 19 Steuerwagen für private Eisenbahngesellschaften. Darunter befand sich auch der 1959 gelieferte 25.000 Esslinger Wagen, geliefert für die Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn. Als einen der ersten Wagen erhält die Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) 1951 den Triebwagen T 10 (Fabrik-Nr. 23.343). Dieser verkehrt später auf der Strohgäubahn Korntal - Weissach. |
1954 | Lieferung des sechsachsigen Großraum-Gelenktriebwagens (GT6) Nr. 3 für die SSB. Das interessante Fahrzeug wurde im Herbst 1965 ausgemustert. |
1959-1965 | In der Zeit vom 27.05.1959 bis 08.10.1965 liefert die ME 350 vierachsige Straßenbahn-Gelenktriebwagen, Typ GT4 an die Stuttgarter Straßenbahnen. Der letztgelieferte Wagen 750 trug die Fabrik-Nr. 25.949. Solche Wagen verkehren noch heute auf der Linie 15. |
1965 | Am 14. Juli endet mit der Ablieferung eines Rheingold-Großraum-Wagen an die Deutsche Bundesbahn (Gattung Ap4üm, Fabrik-Nr. 25.982) die interessante und wechselvolle Geschichte der Abteilung Wagenbau mit fast 26.000 Lieferungen in der Maschinenfabrik Esslingen. |
Waren 1959 noch 21 Unternehmen im Verband der Waggonindustrie e.V. organisiert, so sind es 1986 nur noch 11 Wagenbauer. Bekannte Firmen mit über 100jähriger Tradition wie die Westwaggon in Köln-Deutz, Credé in Kassel oder die Maschinenfabrik Esslingen hatten das Rennen aufgegeben. (Krohn)
Dietrich Adolf Braitmaier, Jürgen Ranger
Quellen:
Adolf Gross: 50 Betriebsjahre der Maschinenfabrik Esslingen, Stuttgart
1897
Heinrich Krohn:
auf der Schiene. Die Geschichte der Reisezug- und
Güterwagen, München, 1988
Max Mayer: Esslinger Lokomotiven, Wagen und Bergbahnen, Berlin, 1924
Wolfgang Messerschmidt: Vom Fuhrwerk zum Intercity, Stuttgart, 1988
Heilwig Schomerus: Die Arbeiter der Maschinenfabrik Esslingen, Stuttgart,
1977
Auch wenn die Härtsfeld-Museumsbahn nun seit der feierlichen Eröffnung am 20. Oktober 2001 unfallfrei verkehrt, sind die Arbeiten an der Strecke Neresheim Sägmühle noch nicht beendet.
Seither wurden zur Erhöhung der Sicherheit folgende Maßnahmen durchgeführt:
Eine erste Untersuchung des Kessels verlief durchaus positiv, so dass wir uns über eine betriebsfähige Aufarbeitung Gedanken machen.
Die Lokomotive ist betriebsfähig.
Der Triebwagen ist betriebsfähig. Im Winter 2004/2005 wird eine Hauptuntersuchung durchgeführt.
Mit der Aufarbeitung wurde begonnen.
Der Triebwagenanhänger wird ab 1. Mai 2004 nach 32 Jahren wieder auf dem Härtsfeld zum Einsatz kommen.
An TA 254 werden die Arbeiten am Fahrgestell fortgesetzt.
Der Personenwagen ist betriebsfähig.
Die Aufarbeitung des Fahrgestells ist abgeschlossen. Am Wagenkasten werden zahlreiche abgängige Holzteile erneuert. Bleche und Fenster wurden neu angefertigt.
Der Personenwagen ist betriebsfähig.
Die beiden Güterwagen sind betriebsfähig.
Die beiden Güterwagen sind aufgearbeitet, aber nicht betriebsfähig.
Die Rollböcke 2 und 5 sind betriebsfähig und werden als Arbeitsgeräte für den Schienentransport eingesetzt.
Betriebstage | Siehe Faltblatt bzw. Fahrplan 2004. |
24. Februar | Traditioneller Fasnachtszug der Narrenzunft Neresheim |
6. März | Hauptversammlung im Landgasthof Zur Kanne in Neresheim-Ohmenheim |
20. Mai | Tag der offenen Lokschuppentür mit bewirtschaftetem Lokschuppen, Souvenir- und Infostand |
7./8. August | Neresheimer Bahnhofshocketse mit bewirtschaftetem Lokschuppen, Zelt, Tombola, Souvenir- und Infoständen u.v.m |
27. November | Jahresabschlussfeier im Landgasthof Läuterhäusle |
4./5. | Dezember Modelleisenbahnausstellung im Rathaus Neresheim |
Als Mitglied im Härtsfeld-Museumsbahn e.V. helfen Sie mit, die Erinnerung an die Härtsfeldbahn zu bewahren. Wenn Sie Mitglied werden möchten füllen Sie bitte die Beitrittserklärung aus und lassen Sie sie uns zukommen. Mitglieder können uns Änderungen mit der Beitrittserklärung mitteilen.
Jugendliche bis 16, Schüler, Rentner, Behinderte: | 25,- Euro |
Erwachsene: | 35,- Euro |
Familien: | 45,- Euro |
Mittwochs ab 16.00 Uhr, Samstags ab 10.00 Uhr auf dem Neresheimer Bahnhofsgelände.
Die Erhaltung der historischen Fahrzeuge und der Wiederaufbau der
Strecke Sägmühle Katzenstein (Härtsfeldsee) ist nur
durch Spenden möglich.
Spenden an uns sind absetzungsfähig. Für Spenden über 50,-
Euro erhalten Sie eine Spendenbescheinigung. Bitte überweisen Sie
Spenden nur an: Härtsfeld-Museumsbahn e.V., Konto-Nr. 110 015 301,
Bankleitzahl 614 500 50 bei Kreissparkasse Aalen. Verwendungszweck: Spende
HMB.
Bei Spenden zum Wiederaufbau der Strecke geben Sie bitte Spende HMB Gleisbausteine an. Mit 25,- Euro erwerben Sie einen Meter Gleis. Sie erhalten dafür eine repräsentative Gleisbaustein-Urkunde.
Konto-Nr. 110 015 301, Bankleitzahl 614 500 50 bei der Kreissparkasse
Aalen.
Konto-Nr. 829 463, Bankleitzahl 632 500 30 bei der Kreissparkasse
Heidenheim.
Vereinssitz, Betriebsgelände:
Dischinger Straße 11, 73450 Neresheim
Tel./Fax: 0 73 26 / 57 55 (während Arbeitseinsätzen)
Geschäftsstelle: Postfach 9126, 73416 Aalen
1. Vorsitzender Werner Kuhn
Tilsiter Str. 35, 73432 Aalen
Tel./Fax: 0 73 61 / 8 75 87, Mobil: 01 72 / 9 11 71 93
2. Vorsitzender Thomas Schmeißer
Hülenstr. 2, 89567 Sontheim
Tel.: 0 73 25 / 88 99
Internet-Homepage: http://www.hmb-ev.de
Mitarbeiter am Härtsfeldbahn-Anzeiger
Werner Kuhn, Jürgen Ranger